Kielian meint es nicht böse sondern nur ehrlich, Kati. Die Sendungen im Fernsehen sind beileibe nicht so realitätsfremd wie du vielleicht jetzt in Deinem - verzeih mir das Wort - "Wunschdenken" glauben magst. Fast alle Auswanderer in den letzten Jahren, die aus finanziellen Gründen oder wegen Arbeitslosigkeit Deutschland verlassen haben, um in Portugal ein "neues Leben" anzufangen, mussten spätestens nach 2 Jahren wieder total Pleite zurück nach Deutschland um nicht zu verhungern und waren froh, bei Freunden und / oder der Familie wieder unter zu kommen. Und das unabhängig von einer beruflicher Qualifikation.
Ohne große Sprachkenntnis in Lissabon leben zu wollen und noch dazu ohne finanziellen Hintergrund (800-1000 Euro fix für 2 Personen) ist so gut wie unmöglich. Nun wissen wir aus Erfahrung, dass das vor der Auswanderung nicht geglaubt wird und es gibt ja auch ab und zu, wenn auch äußerst seltene Beispiele, wo es auch schon mal geklappt hat. Diese Beispiele kommen dann als "Gegenargument" und man empfindet dabei einen gewissen Zorn dem "Warner" gegenüber, weil dessen negative Äußerungen nicht in das vorhandene positive Auswanderungsbild passen. Es wird dabei leider oft vergessen, dass diese erfolgreichen Beispiele wirklich nur sehr selten passieren und auch da gehört viel, viel Glück dazu. Ich weiß von was ich spreche, nachdem ich seit nunmehr 19 Jahren auch mit "Nichts" angefangen habe. "Nichts" heißt - 2 Jahre Eigenkapital um anfangs überleben und etwas investieren zu können. Das waren damals rund 150.000 DM, die auch fast aufgebraucht wurden (man zahlt viel Lehrgeld in dieser extrem schweren Zeit).
Die Arbeitsmarktsituation ist in Portugal zudem jetzt ungleich schwieriger als in Deutschland. Das Überleben hier ist im Prinzip nur in der Großfamilie möglich, die ihr hier nicht habt und das zusätzliche Manko - ohne Beziehungen, Kontakte und gute Sprachkenntnisse - erstickt den sicher vorhandenen, festen Arbeitswillen leider schon im Keim. Da gebe ich Kielian recht. Er meint, dass ihr unter bestimmten Voraussetzungen noch für 6 Monate deutsches Arbeitslosengeld im Ausland beziehen könnt. Ob das noch so ist, weiß sicher das Arbeitsamt. Prüft aber genau, welche Ansprüche ihr dadurch später verlieren würdet.
Man kann bekanntlich erst dann das Fell des Bären verteilen, wenn er vorher geschossen wurde. Warnungen unserer User sind wirklich gut gemeint und es läuft dann leider fast immer nach dem gleichen Schema ab: "Auswanderwillige" haben zunächst erst einmal viele Fragen. Wenn sie dann konkrete Antworten bekommen, die ihnen vielleicht nicht so gut gefallen, weil bei ihnen alles "ganz anders" ist, hat der "Warner" keine Ahnung von der persönlichen Situation.
In eurem Einzelfall konkret: Da Portugal keine eigene Kfz- Industrie hat, würde ich an Stelle Deines Mannes schon jetzt in Deutschland in Kontakt mit allen großen Nutzfahrzeugherstellern treten und von hier aus eruieren, ob und bei wem evtl. Bedarf an Fachkräften in den Niederlassungen in Lissabon besteht. Viele Fachniederlassungen z. B. schicken ihre guten portugiesischen Arbeitskräfte zur internen Firmenausbildung nach Deutschland. Am Besten fangt ihr bei Firmen an, bei denen oder für die dein Mann bereits gearbeitet hat, also Erfahrung vorweisen kann. Deine Idee, dass Du für ihn vorab in Lissabon eine Stelle suchst, ist in meinen Augen schlichtweg Harakiri. Kein portugiesischer Mann würde es gutheißen oder noch schlimmer - seine Frau damit beauftragen, eine Arbeitsstelle für ihn zu finden. Wie würde er da als Herr des Hauses und Familienoberhaupt bei seinem neuen Arbeitgeber dastehen? Das ist wirklich ein No Go in Portugal. Da wären gleich am Anfang alle Chancen kaputt gemacht.
Wenn Du einen portugiesischen Arbeitsvertrag hast, dann bist du auch automatisch pflichtversichert und dein Mann ist als Familienmitglied kostenlos bei Dir mit dabei. Sollten noch Leistungen über das Arbeitsamt bezogen werden, dann wäre derjenige für diese Dauer noch über Deutschland krankenversichert.
Ein gemeinsames Einkommen von 3500 € netto hat in Lissabon ein Facharzt zusammen mit seiner im höheren Dienst verbeamteten Ehefrau. Wenn überhaupt. Die Spitzeneinkommen liegen bei 1200 - 1500 Euro netto. Mehr haben dann vielleicht noch 3 % der Bevölkerung. Macht euch da bitte nichts vor. Portugal ist kein gutes Einwanderungsland, wie es noch vor über 20 Jahren vielleicht einmal war. Wer nicht mehr arbeiten muss und sein Scherflein im Trockenen hat, der sich auch ein schönes Leben in Deutschland leisten könnte, für den ist es wirklich sehr schön hier. Für alle anderen ist es ein unfairer Überlebenskampf.
Ich wünsche Euch jedenfalls alles Glück. Überdenkt nochmals Euer Vorhaben in Ruhe. Der feste Wunsch und Wille ersetzt leider nicht die Realität. Da gibt es immer viele Tränen, wenn der Traum an der vorhandenen Realität wie eine Seifenblase platzt. Wer nichts versucht, der weiß auch nicht, ob es gut geht. Nur gehören da gewisse Grundvoraussetzungen dazu, die ich bei Euch offen gestanden auch nicht jetzt im ersten Moment sehen kann. So mindestens 1 - 2 Jahre Grundkapital zum ersten Überleben und Eingewöhnen würde ich als unabdingbare Notwendigkeit ansehen. Was ist auch, wenn Dir Dein Job nicht zusagt bzw. Du dir das irgendwie ganz anders vorgestellt hast? Dann kann man sich nicht schnell in die Straßenbahn setzen und abends mit seinen Freunden ein Bierchen trinken und die neue Situation besprechen. Wir wünschen Jedem, wirklich Jedem, dass seine individuelle Auswanderung gut funktioniert. Es ist nur niemanden damit geholfen, wenn von uns alles toll und super easy hingestellt wird und wir beim Leser unheimlich symphatisch rüberkommen, weil - das wäre einfach nur gelogen.
Das mal grundsätzlich - stellvertretend auch für alle anderen Auswanderungswilligen.