Aktuelles

Zeit von 1969 - 1975 in Beja/Portugal BA 11

Registriert
5. Dez. 2010
Beiträge
6
Hallo (ehemalige) Bejaner,

durch die nicht ganz ernst gemeinte Frage von mir „Was sind „wir“ denn, „Uraltbejaner“? (Beitrag Altbejaner“ von Doris Wischhof), habe ich mal alle Beiträge durchgeforstet, die über Beja Base 11 ge-u. beschrieben, angefragt und begutachtet wurden (Portugallier-Forum, facebook, wkw usw.). Dabei habe ich festgestellt, dass Einige mit Recht, Beiträge zu der Zeit vor 1975 vermissen.
Ich glaube es ist müßig, zu erklären, dass der Auftrag 5.000 Soldaten und Zivilisten, 3.000 portugiesische Hilfskräfte zu beschäftigen und 1.500 Wohneinheiten im Bairro zur Verfügung zu stellen, schon 1968, als ein Teil der Fliegerhorststaffel B bereits in Beja und der Rest auf Abruf in Erding stand, nicht mehr durchzuführen war.
Alle, die jemals in Beja stationiert waren, ob beim Deutschen Luftwaffen Kommando, Deutschen Luftwaffenübungsplatz Kommando, Taktischen Ausbildungskommando der Luftwaffe in Portugal, haben trotzdem etwas gemeinsam, das Andenken an eine schöne und unvergessliche Zeit.


Die Zeit von 1969 – 1975 in Beja/BA 11
(Erinnerungen und die schönste Nebensache der Welt)

Mit dem Portugalvirus wurde ich bereits 1968 bei der Versetzung zur Fliegerhorststaffel B in Erding/Obb. infiziert. Stipvisiten nach Beja und der Besuch (Infiltration der portugiesischen Sprache) auf der Fremdsprachenschule in Euskirchen waren angesagt.
Ich hatte mehr Glück als andere, der spanischen Sprache mächtig; bereitete mir anfangs eigentlich nur die Aussprache ein wenig Probleme. Alle konnten jetzt ein wenig portugiesisch, aber keiner hat uns etwas über „o dialecto alentejano“ gesagt.
Aber dann ging es endlich los. Der Sprung von Deutschland nach Portugal war zu damaliger Zeit reine Glücksache (Chaos hoch 3). Mit dem Witwenmacher (Noratlas) von Neubiberg nach Köln-Wahn, Triebwerkausfall, Notlandung in Kitzingen. Von Kitzingen mit Auto nach Frankfurt, anschließend mit dem Learjet des Verteidigungsministers Helmut Schmidt von Frankfurt-International Airport – nach Köln/Wahn. Wartezeit 2 Tage! Von Köln/Wahn wieder nach Neubiberg. Wartezeit 2 Tage! Dann endlich, Start mit der Noratlas über Getafe/Madrid nach Lisboa/Alverca.

Unter Ausnutzung und Mitnahme aller Turbulenzen erreichte die „NORA“ ihr Ziel; und dort erwartete die „NEUEN“ ein sog. Härtetest (i. d. Marine nennt man das wohl Äquatortaufe). Organisiert von einigen Kameraden der ZDVP (Deutsche zentrale Verbindungsstelle Portugal) in Damaia/Lisboa. Dieser Test bestand aus 1. dem Besuch der „ Baixa“ in der Altstadt von Lisboa (wurde beim grossen Brand der Altstadt völlig zerstört), was da ablief unterliegt der absoluten Schweigepflicht, 2. Inhalierung div. fremdartiger Getränke und 3. der Besuch des Gran Mercado am Tejo in den frühen Morgenstunden (Ruhepausen zwischen den Gemüse-u. Obstkisten führten zur Disqualifikation. Lediglich die Einnahme von Bicas waren erlaubt. Nach wiederum 2 Tagen Wartezeit, takeoff nach Beja.
Das Staffelchef Hptm. Jost und Spieß Hfw Priebe keine Vermißtenmeldung aufgegeben haben, grenzte an ein Wunder.

Die Jahre auf der Base 11, im Bairro Alemao, in Lisboa, an der Praia Algarve in Monte Gordo (Campingplatz) mit Wohnwagen und Motorboot, gehören mit zu den schönsten Zeiten in meinem Leben.
Freundschaften die dort entstanden sind, bestehen zum größten Teil heute noch, auch wenn wir uns von „Einigen“ schon verabschieden mußten.
Es gibt so viele und schöne Erinnerungen, dass man ein Buch darüber schreiben könnte.



Gezielte Erinnerungen:

Erdbeerranch.

Wenn ich die Fotos der Erdbeerranch (nach 1975) sehe, kann ich es kaum glauben, was daraus wurde. Auch wir konnten auf dem Heimweg nicht vorbeifahren, weil schon irgendeiner dastand und winkte, aber 1970 war das noch eine Ziegenhütte mit Lehmboden. Und die von Euch beschriebenen hübschen Töchter, waren noch kleine Mädchen.

Unvergesslich, der 25.April 1974.

Tagesbefehl der Fliegerhorststaffel B, den zusammengestellten Konvoi (ca. 6 MAN – Transporter, 1 Sattelschlepper, 1 Bus ect.) von der BA 11 zum Porto de Lisboa zu überführen. In Lisboa Ersatzteile F-104 G und Stückgut zu übernehmen.
Als Transportverantwortlicher übernahm ich die Kolonne und setzte sie in Marsch, ohne zu wissen (und das wußte zu dem Zeitpunkt noch keiner), das am Abend des 24.April 1974 unter Abspielung der Freiheitslieder „depois do adeus“ und „Grandola vila morena“ die Nelkenrevulotion (Revolucao dos gravos) begonnen hatte.
Wie es üblich war, fuhren wir in Lisboa auf die Kreuzungen, stoppten mit Hilfe der Policia den Verkehr (und das bei portugiesischen Autofahrern), um die Kolonne trotz einsetzender roter Ampel insgesamt über die Kreuzung zu bringen.
Aber an diesem Tag war alles etwas anders. Viele jubelnde Menschen mit Nelken in den Händen, freundlich lächelnde Portugiesen, hupende Autos, überall Musik.
Erst anschließend, nachdem wir alles erfahren und begriffen hatten, wurde uns klar, welchen Eindruck unser Konvoi wohl gemacht haben mußte. Böse Zungen hätten ja behaupten können, das wäre alles in „Grandola“ abgesprochen gewesen.
Aber Spass beiseite, so etwas vergißt man natürlich nie.


Sport Lisboa e Benfica (Os Veteranos).

Bei den Portugiesen Akzeptanz zu erreichen, Vertrauen zu gewinnen und Freundschaften zu knüpfen, standen in der Zeit von der ich berichte, nach unseren Aufgaben auf der Base, an erster Stelle.
Der Zufall spielte hierbei eine entscheidende Rolle. Bei den versorgungstechnischen Verhandlungen mit der Firma Liquid SA. in Lissabon lernten wir den ehemaligen portugiesischen Fußball-Nationalspieler Jesus Liborio kennen.
Als neuer Spielertrainer und Mannschaftskapitän der Fußballauswahl des Deutschen Luftwaffenkomandos Beja wußte ich sofort, diese Gelegenheit durften wir uns nicht entgehen lassen.
Wir bauten in den 4 Jahren eine Freundschaft auf, mit Benfica und der Mannschaft von Benfica Lissabon, die 1961 + 1962 den Europokal der Landesmeister gewann, die seinesgleichen sucht. 5 Spiele gab es von 1970 bis 1975 (zu meiner Zeit), davon 3 in Lissabon und zwei in Beja.
Jedes der Spiele wurde von beiden Seiten zu einer offiziellen Begegnung zwischen Portugiesen und Deutschen deklariert. Die anschließenden Bankett,s waren vom Feinsten. An dieser Stelle sollte nochmals ein Dank an die damaligen Kommandeure Oberst Drechsel und Oberst Maretzke, dem stellvertretenden Kommandeur Oberstleutnant Horst „Hotte“ Weidemann und dem damaligen Leiter der Bundeswehrveraltung, ausgesprochen werden, denn ohne diese Unterstützung wäre das Ganze aus dienstlichen Gründen nicht möglich gewesen.





Unvergesslich, ein sensationelles 1:1, 1973 im „Wohnzimmer von Benfica – im Estadio da Luz“ in Lisboa.

Spiele gegen die Bejaner (4. Liga), gegen Grandola, Moura, Evora, Serpa, ect. und die anschließenden Gewinn-u. Verlierertröstungen bei Vinho tinto , verde, Köstlichkeiten der portugiesischen Küche und was nie fehlen durfte, die wunderbaren Fados (que fadistas!).gehörten zu diesen Freundschaftstreffen.

Meine persönliche Freundschaft, mit dem neben „Eusebio“ wohl bekanntesten Fußballspieler Portugals „Mario Esteves Coluna“ gebürtiger Mozambiquaner, besteht leider nur noch aus einigen e-mails, da er seit 1975 in Mozambique lebt und dort in seinen Aufgabengebieten (Nationaltrainer, Kultur-u. Sportminister, Präsident des Fußballverbandes Mozambique) noch sehr eingespannt ist.

Bei unserem Abschied 1974 verlieh Mario Coluna im Namen von SL Benfica e Lisboa mir und der Mannschaft im Deutschen Haus in Beja, die „Goldene Ehrennadel mit Brillanten“, die ich für alle, die damals die Bande knüpften, in Ehren hochhalte.

Es gibt aus unserer Zeit, noch viele Dinge, die man ansprechen könnte, sie würden Bücher füllen. Ich glaube das unsere Nachfolger bis 1994, auch sehr viele schöne Dinge in diesem Land erleben durften.

Nur eins sollte jeder wissen, was war, kommt niemals wieder. Und wer wie ich, x-mal versucht hat, die Vergangenheit einzuholen (Besuch Bejas, Monte Gordos, Lisboa ect.),
wird enttäuscht sein, es gibt sie „SO“ nicht mehr, das Wahrzeichen der Alt-Bejaner,


die............................................... ERDBEERRANCH!


Obrigado o tempo velho maravilhoso.

Ate a logo

Peter Dreckmann
P.Dr.E.

Em memoriam: Wir danken Euch, die Ihr viel dazu beigetragen habt, aber nicht mehr unter uns weilt.
Peter Polterak
Klaus Prescher
Peter Abicht
Manfred Bremser
Carlo Schmid
Lutz Dunkel
Enst Priebe



siehe Anlagen: Bericht einer Sportzeitung in Lissabon.
Fotos der Mannschaften.
Verleihung der Ehrennadel
 

Anhänge

  • 7. Mario + Peter 2.jpg
    7. Mario + Peter 2.jpg
    84,7 KB · Aufrufe: 127
  • Zeitungsbericht-1-9.10.1973.jpg
    Zeitungsbericht-1-9.10.1973.jpg
    98,2 KB · Aufrufe: 108
  • Deutsches Luftwaffenkommando-Sport Lisboa.jpg
    Deutsches Luftwaffenkommando-Sport Lisboa.jpg
    105,8 KB · Aufrufe: 104
  • Deutschen Luftkomandos-Fussbalteam-1.jpg
    Deutschen Luftkomandos-Fussbalteam-1.jpg
    101,8 KB · Aufrufe: 109
  • i love Deutsches Luftwaffenkommando Beja.jpg
    i love Deutsches Luftwaffenkommando Beja.jpg
    103,8 KB · Aufrufe: 105
Olá Peter -
schön, dass du hier mal alles zusammenfasst.
So können nicht nur die Bejaner, sondern auch die anderen Portugallier ein bisschen "Geschichte schnuppern".

Und wir sind alle neugierigst auf Fotos... furchtbar, ich weiß ;)
 
Da ich erst 1974 nach Beja kam, habe ich Dein dortiges Wirken nur recht kurz erlebt.Aber Du hast Recht, es waren tolle Jahre (74-78). Aber so wie ich Dich kenne, werden wir die alten Zeiten (wenn auch sehr wahrscheinlich nicht mehr so trinkfest wie früher) in Köln noch schöner reden!!
Gruß JOE
 
Beja 71 bis 74

Lieber herr Dreckmann,

Ihr Eintrag ist zwar schon drei Jahre alt, ich stiess aber erst heute aus unerfindlichen gründen darauf - wollte wissen wie damals der general in lissabon hiess, den ich auf einem Campingplatz in seinem Wohnwagen traf, gerade als er sich standesgemäss vom Dienstwagen zum "zentralen Verbindungsstab" in Lissbon abholen liess....(Roderich Cescotti!)

Die Liste der nicht mehr Anwesenden hat mich betroffen gemacht, habe alle gut gekannt, besonders Peter Poltorak, dem ich ca. 1983 noch einmal zu einem Kabelbaueinsatz in Alcochete verhalf - mein Argument gegenüber dem FüL "ohne ihn geht`s nicht oder dauert doppelt so lange".

Spätestens beim Lesen der Erinnerungen zur Benfica-Lisboa Beziehung war mir klar, dass Sie es sein müssen.

es hat lange gedauert, bis ich erstmals wieder nach Portugal gefahren bin, erst 2000 war ich wieder in Beja und danach noch einmal 2007. Welche Veränderung! Aber im Friseursalon standen immer noch die gleichen Stühle wie damals, das hat mich etwas beruhigt. Versuchte auch auf die Basis zu kommen, war aber trotz damals beabsichtigter Öffnung als Zivilflugplatz nicht möglich.

Ja es war eine schöne Zeit, die mich umnd meine Familie geprägt hat (Sohn Thomas durfte für ihn unvergesslich einmal im Cockpit Transall mitfiegen - ist heute Flugkapitän Lufthansa)

Ich grüße Sie sehr herzlich

E.D. Holland Uetersen
 
schade,...

das wär toll wenn sich die ehemaligen nicht als Gast sondern als Mitglied eintragen würden, dann könnte man Kontakt aufnehmen,:)
Lg Maggi
 
Hallo,
Ich glaube mich zu erinnern, dass es General Becker auch Ohren Becker genatt, gewesen ist.

Mein Vater war von 1964 bis 1967 in Lissabon stationiert, zu der Zeit war es General Becker, ich weiß aber nicht, wann er zurück nach Deutschland gegangen ist.

LG
Petra
 
Beja von ... bis...

Hallo,
ich glaub da hast du recht, endweder bei FB oder sogar hier hat mal einer nen Link auf "Spiegel-Archiv" gesetzt, das war sehr aufschlussreich, Franz Josef Strauß:holy: und der besagte General, der eigendlich gar keiner werden sollte:whistle:, aber eben "Spetzelwirtschaft"??????
:nono:
Lg Maggi
 
Hallo Maggi

Genau so war es, ich habe auch nochmal gegoogelt,

Frau Becker (ich weiß nicht, ob sie auch in Portugal lebte, oder nur einflog)
mußte nach Deutschland, es wurde eine DC 3 beordert und ich durfte mitfliegen.
6 Stunden Flugzeit mit Zwischenlandung in Bordeaux, ich habe die ganze Zeit gek........., es war schrecklich.

Zurück ging es dann von Wahn nach Lisboa mit der Nora, auch eine alternative
Art zu reisen.
In der Maschine war es eiskalt, unbequem, man saß wie ein Huhn auf der Stange, hinter einem Vorhang war ein Eimer als Klo, ich mußte 5, 00 Mark Reinigungsgebühr zahlen, denn auf dem Flug war mir auch speiübel.
So werden durch einen Beitrag die Erinnerungen wach.
LG

Petra
 
Hallo, bezugnehmend auf den Beitrag von Petra möchte ich ein paar Daten hinzufügen:
Oberst Herbert Becker wurde 1964 mit Planung und Durchführung der Base Aerea 11 für die Deutsche Luftwaffe beauftragt (Strauss-Protege)und war zu dieser Zeit auch in Portugal. Er wurde dann auch Brigadegeneral und muß so Anfang 1967 Portugal verlassen haben.
In der Zentralen Verbindungsstelle Portugal trat Anfang 1967 der Brigadegenera Peter von Lillienskiold seinen Dienst an.

Wen es interessiert, kann zum Thema unter " Der Spiegel Nr.: 34/1968 // 8/1969 // 44/1971 googeln!
Ate a Logo - Doc
 
Hallo Doc,

vielen Dank für Deinen Beitrag und die Korrektur, ich kann meinen Vater leider nicht mehr fragen, sondern muß mich auf mein Erinnerungsvermögen verlassen.

Ich bin nur erstaunt, dass der "Generalwechsel" noch zu unserer Zeit statt gefunden hat, denn wir sind am 01.10.1967 nach Deutschland umgezogen.

LG
Petra
 
Beja,..

Hallo,
war gerade mal auf "Spiegel Archiv" dort unter suchen, Beja, eingegeben, was da so alles auftaucht, gut,...
Lg Maggi
 
Richtigstellung

Ich bin die Tochter von General Herbert Becker, in der ganzen Darstellung sind etliche Fehler zu berichtigen!
Mein Vater wurde 1961 zum General ernannt. Wir lebten mit der ganzen Familie in Lissabon von 1964 an! Ihre Unterstellungen vom Spiegel sind uns bekannt und völlig haltlos!!
Über Verstorbene ebenso wie FJS, die sich nicht mehr wehren können, kann man leicht urteilen!
 
Hallo IWB

danke für den Beitrag. In diesem Forum sind viele ehemalige Bejaner angemeldet, die das sicherlich brennend interessieren wird. Sie können sich gerne hier anmelden, dann wird die Kommunikation untereinander wesentlich einfacher. Was halten Sie davon, eine Gegendarstellung dazu hier im Forum zu machen?
 
Hallo Herr Holland, (bzw. alle anderen, die 1971-73 in Beja/Alverca/Lissabon waren)



Ihr Beitrag ist jetzt zwar auch schon zwei Jahre alt, aber ich probiere es trotzdem nochmal.



Schon oft habe ich die Suche nach ehemaligen Kollegen ergebnislos abgebrochen bis ich gestern auf diese Seite des Portugalforums stiess.

Ich war als Zivilangestellter von 1971-73 zu der Truppe in Alverca abgestell. Ich war zwar einige Male in Beja, kenne jedoch von dort niemanden.

Aber ich nehme an, Sie kennen Lissabon mit dem „Deutschen Haus“ recht gut und können mir evtl. paar Hinweise geben um vielleicht doch noch den einen oder anderen Kollegen zu finden.

Leider sind alle Aufzeichnungen und Fotos aus dieser Zeit verloren gegangen und ich kann mich kaum noch an Namen erinnern, obwohl ich die Gesichter vor mir sehe.

Leiter der Tuppe in Alverca und Pilot war Oberstleutnant Busse, Copilot war Hauptmann ????

Flugingenieur war meines Wissens Leutnant Weber. Hiess die gut deutsch sprechende Sekretärin von H. Busse nicht Ehrmann? Von den Haupt-/Stabsfeldwebeln fallen mir noch die Namen König, Bruns, Kiessling ein.

Ich habe in dem Hochhaus in der Nähe des Deutschen Hauses gewohnt, der Strassenname ist mir in Erinnerung geblieben: Avenida Almeida Garrett. Bei Google Earth habe ich diese Stelle aber nicht mehr gefunden, auch das Deutsche Haus mit Swimminpool nicht, alles zugebaut.

Ich war seitdem nicht mehr in Lissabon, aber meine dürftigen Portugiesischkenntnisse aus dieser Zeit kamen wieder hervor, als ich 98 dienstlich nach Brasilien ging und seit 2012 hier in Goiania verheiratet bin.

Ich hoffe, Sie können mir einige Tips geben oder sie kennen vielleicht jemanden der mehr über diese Zeit in Lissabon /Alverca weiss.



Mit freundlichen Grüßen



J. Teinert
 
Lieber Herr Teinert,
sowohl Sie als auch Herr Holland sind hier als Gast im Forum eingeloggt.
Das macht es leider sehr schwierig, mit Ihnen und Herrn Holland in Kontakt zu treten.
Bei Herrn Holland ist dies bis heute nicht gelungen und auch IWB (Tochter von Gen. Becker) ist wieder verschwunden und nicht mehr aufzufinden.
Ich tue mich auch schwer damit, Tipps und Kontakte auf diese Weise -also sozusagen anonym- an Sie weiter zu geben, sie aber für alle Welt lesbar mit Namen etc. hier ins Netz zu schreiben.
Es wäre deshalb schön, wenn Sie sich hier als User registrieren würden, wie das geht, steht im Tutorial.
Vielleicht kommt dann etwas dabei heraus.
 
ich denke, jetzt wird klar, was ich gemeint habe.
Hier erscheinen Postings von Gästen mit sehr interessanten Ansätzen. Man möchte mehr erfahren aber leider, leider, genauso so wie sie plötzlich auftauchen, verschwinden sie (die Gäste) auch wieder und man hört nie wieder von ihnen.
Dem einen oder anderen hätte man durchaus weiterhelfen können, zumindest hätte ich das irgendwie versucht und......wer weiß, was daraus alles werden kann.
 
Hallo, Herr Teinert,
zuerst möchte ich den Beiträgen von Sobreiro zustimmen, werden Sie einfach Forumsmitglied, das macht vieles einfacher.
Dennoch habe ich für Sie einige Informationen. In Damaia und Buraca wurde jedes freie Landstück mit Wohnungen bebaut, um den rückkehrenden "Überseeprovinzportugiesen" Wohnraum zu bieten. Es entstanden neue Straße und Wohngebiete.

Ich habe vor zwei Jahren versucht, die Gebäude der Zentralen Verbindungsstelle Portugal wiederzufinden und habe es nach langem Suchen geschafft. In der Liegenschaft befinden sich nun einige Abteilungen des Ministerio da Marinha, der Blick auf das Deutsche Haus ist nicht möglich. Rechts und links davon sind neue Gebäude angegliedert.
Der damalige Leiter der Gastronomie war ein Herr Frederitzi von der Katholischen Soldatenbetreuung, dessen Sohn hat nach der Eröffnung des Dt H in Beja dort die Leitung übernommen.
Das Hochhaus habe ich nicht gefunden, es hieß damals Torre Suabia, es existiert wohl nicht mehr. Ich hoffe, die Information hilft Ihnen was.
Viel Glück - Doc
 
Hallo, Sobreiro,
erst mal danke für Deine E-Mail, ich bin gern zu einer Unterhaltung bereit, aber ich fürchte, das wird ein wenig schwierig.
Ich war seit Mitte 1967 für ein Jahr bei der ZDVP in Damaia/Lissabon eingesetzt (SanDst) und danach bis Mitte 1979 bei der FlgHGrp (San) in Beja.
Ich habe immer viel mit den anderen Mitarbeitern auf der BA 11 zu tun, krank wird ja jeder mal. Über die OGMA kann ich nicht viel sagen, da mein Dienstort in Damaia war, ich habe auch im Dt. Haus gewohnt.
Allerdings fällt in diese Zeit auch die große Überschwemmung in Alverca, da hatten wir richtig viel zu tun. Auch bei der Explosion der Munutionsfabrick in Linda Velha haben wir die in diesem Stadtteil wohnenden Familien betreut.
Ich habe mal in Facebook gestöbert, von den dort aufgeführten "Altbejanern" kenne ich niemand, war wohl eine andere Zeit. Im Portugalforum habe ich schon einige Bejaner aus meiner Zeit getroffen. Nach meiner Rückkehr bin ich in Köln-Wahn gelandet und lebe als Pensionär jetzt noch hier.
So, das war es erst mal in Kurzform, sehen wir mal weiter und auf gut portugiesisch
"Ate à logo" - Doc
 
Boa tarde Doc,
ich habe mich über deine Antwort sehr gefreut und muss zugeben, einfach ist es tatsächlich nicht, Leute aus deiner Zeit auch bei Facebook in der Altbejanergruppe zu identifizieren.

Spontan fällt mir da auch nur Franz Spieler ein, der dir in der Zeit begegnet sein könnte.

Mir ist wichtig, dass wir den gesamten Zeitraum irgendwie nicht aus den Augen verlieren und wir nicht leichtfertig Kontakte wieder aufgeben, die wir teilweise mühsam gefunden haben.

Wenn hier im Bejabereich etwas geschrieben wird, versuche ich immer auch einen Hinweis in der Facebookgruppe zu hinterlassen, damit interessierte Altbejaner es dann hier nachlesen können. Der große Nachteil ist, hier "verbergen" sich die Schreiber hinter einem "Avater" oder tauchen nur als Gast auf. Bei dir ist jetzt zumindest dein Hintergrund soweit klar, dass man als Leser damit etwas anfangen kann, vielen Dank dafür.

Ich hatte zufällig vor geraumer Zeit die Gelegenheit, mit der Tochter von Brigadegeneral Peter von Lilienskiold zu sprechen und ihre Geschichten aus der damaligen Zeit waren einfach nur spannend. Je länger wir uns unterhielten, desto mehr fiel ihr aus der Zeit noch ein.

Es ist toll, wenn Menschen bereit sind, diese "alten Geschichten" weiter zu geben und sie damit am Leben zu halten. Deshalb lieber Doc, erzähl uns mehr aus deiner Zeit in Portugal.

Es ist uns bisher nicht gelungen, die Beja Erinnerungen an nur einem Ort zu sammeln, daher müssen wir weiterhin mit dieser Zweiteilung zwischen Forum und Facebook leben, was aber ja auch nicht unbedingt von Nachteil sein muss.

In dem Sinne also, até logo.
Sobreiro
 
Hallo Sobreiro/Doc,

vielen Dand für Ihre Antworten und Informationen.
Als ich dieses Forum entdeckte, fragte ich mich auch, wie ich hier mit jemanden privat über email in Kontakt treten kann. Offensichtlich ist das nicht möglich bzw. nur als Forummitglied.
Wenn ich wieder etwas mehr Zeit habe werde ich mich also anmelden, denn ich würde doch sehr gerne jemanden treffen um über diese schöne Zeit in Lissabon zu reden.
In Brasilien grassiert zur Zeit ja das Dengue-Fiber und heute hat es meine Frau erwischt.

Viele Grüße aus Brasilien
J. Teinert
 
Hallo, Forumsfreunde,
nachdem mich Sobreiro in seinem Beitrag vom 27.04. so nett aufgefordert hat, doch mal etwas aus meiner Zeit in Lissabon und Beja zu erzählen, habe ich erst gezögert, wen interessieren schon so alte Sachen. Meine Frau hat dann den Anstoß wiederholt: "Erzähl doch, schließlich redest Du ja immer von Portugal."

Also dann :
1967 war ich in Münster stationiert, es war langweilig, ich war jung, ungebunden und neugierig. Ich hatte mich deshalb schon 1966 für einen Auslandseinsatz beworben. Ich bekam bald die Antwort, ich sein für Mitte 1967 für Beja/ Portugal eingeplant und so kam es dann auch.
Nach einigen Schwierigkeiten (es ging damals bei allen beteiligten Dienststellen ziemlich durcheinander) waren dann drei Soldaten zusammen in einer Noratlas, ein Zahntechniker, ein Materialfachmann San und ich.
In Alverca angekommen, wurde der Zahntechniker gleich weiter nach Beja transportiert, und wir beiden bekamen Bescheid, wir wären für ein Jahr in Lissabon und später in Beja eingeplant.
Wir wurden im Dt. Haus untergebracht und traten am nächsten Morgen unseren Dienst an. Es gab eine Ärztin nach BAT, einen höheren Unteroffiziersgrad und eine portugiesische Krankenschwester. Diese war aber nur selten anwesend, da sie vorwiegend die Betreuung der Familienangehörigen tätigte.

Ansonsten dachten wir, eine Zeitmaschine hätte uns zwanzig Jahre zurückversetzt:
Die Spritzen waren Glasspritzen, auf den Konus aber passte die Kanüle nicht, diese wurde dann mit einem port. Adapter angepasst. Die Kanülen wurden per Hand auf einem Ölstein geschliffen und wiederverwendet. Die Instrumente und alles, was steril sein mußte, wurde ausgekocht. Die Pipetten für Blutuntersuchungen wurden noch per Mund aufgezogen und auch sonst lag vieles im Argen.
Nach ein paar tagen fanden wir dann einen Lagerraum, in dem originalverpackt all die Gerätschaft lagerte, die wir so sehr vermissten, Hurraaa.
Als wir das erste Mal mit dem Autoklaven sterilisierten und den Überdruck in Form von gespannten Dampf aus dem Fensterabließen, waren alle Fenster der ZDFP von Zuschauern besetzt, was stellten denn die Sanis jetzt schon wieder an?

Ansonsten hatten mein Mitkämpfer (ich nenne ihn mal P.) und ich viel Spaß. Im Gegensatz zu vielen jungen Familienvätern, die das Auslandsgehalt nach Rückkehr nach Deutschland verwenden wollten, hatten P. und ich dies nicht vor, wir wollten etwas erleben.
So fuhren wir nach Cascais, zum Guincho, nach Sintra und Mafra, zum 'Boca de Inverno', nach Setubal und vor allen Dingen in alle Winkel von Lisboa, z. B. den POP-Clube, in dem man auch europ. Musik hörte.
Damals existierte noch die alte Baixa, in der Alfama wurde noch echter, alter Fado gesungen. Ich hätte gern mal Amalia Rodruiges in Natur erlebt, aber leider klappte dies nicht, dafür habe ich aber einige CD's von ihr.
Wir fuhren in den Norden Portugals und hier war ich geschockt, ich wußte, es gibt sehr arme Menschen in Portugal, aber so etwas hatte ich nicht erwartet. So setzten die Menschen ihrem Brotteig salzige Algen zu, das daraus entstehenden Brot verursachte Durst, man trank Wasser und hatte lange Zeit kein Hungergefühl mehr, wir schrieben 1967.

Außer all den guten port. Weine, egal ob rot oder weiß, gab es nur eine Sorte Bier in den normalen Restaurants, "Cerveja Sagres", herrlich man brauchte nicht nachdenken, was man trinken wollte.
In der Cervejaria Portugalia konnte man das Zapferdiplom machen und Fressgasse begann im "Sol e Mar", ging über das Churasco und den Rei dos Francos bis hin zur Gingeria Portugalia, wo man noch heute einen Ginga con elas trinken konnte. Heute hat sich das alle in die Rua Augusta und die Cais am Fuße der Alfama verlegt.

So verging die Zeit und Weihnachte/Neujahr kam heran. Im Hafen lag ein Schiff der Marine der BW und eine bekannte Kondomfirma hatte im Hinblick auf die Gesundheit der Soldaten dies gut ausgestattet. Sylvester konnte man in den einschlägigen Kneipen an allen Lampen und Wänden schöne "Luftballons" bewundern.
Wer mal etwas im Winter erleben wollte, der fuhr mit der Fähre zur anderen Seite de Tejo, da gab es sehr gute Fischlokale und der nächtliche Ausblick auf Lissabon war einmalig schön.
So verging schnell die Zeit und im Juli 68 wurde ich nach Beja versetzt, doch das ist ein anderes Kapitel.

Talvez tarde mais, nos vamos vere - Doc
 
Vielen Dank Doc, genau das habe ich gemeint.
Ich habe 2005 beim Bejatreffen in Wahn lange Zeit mit "dem ersten deutschen Soldaten in Beja" geplaudert. Der erzählte von seiner Zeit und davon , dass man die ganzen Geschichten einmal aufschreiben müsse aber das ja wohl keiner mehr lesen wolle.
Ohne Internet wäre das sicher auch schwierig aber so können wir ein wenig davon mibekommen, wie es damals in Portugal war.
Irgendwann sind die alten Geschichten verschwunden, es sei denn jemand schreibt etwas auf, so wie du es getan hast.
Vielen Dank.
 
Olá, Forumfreunde, es freut mich ungemein. das es doch ein gutes Echo auf meinen Beitrag vom 31.05.15 gegeben hat, hier nun Teil I der Bejastory:

Zuerst ein wenig Historie.
Anfang der 1960 er Jahre kursierte die Befürchtung, östliche Raketensysteme bedrohten die BRD. Daraufhin suchte die damalige Bundesregierung einen sicheren Platz außerhalb der Reichweite solcher Systeme und fand ihn im Alentejo. So wurde dann mit sehr viel deutschem Geld ein Riesenflughafen errichtet.

Ich selbst machte mich also am 01. Juni mit meinem kleinen Käfer von Lissabon auf den Weg dorthin. Mein Freund P. blieb in Lissabon, der ältere Unteroffizier war wieder einmal erkrankt und so musste P. den Laden schmeißen.
Ich fuhr dann über die "Ponte Salazar ", heute Ponte de 25. do Abril, Setubal, Alcacer do Sal (hier wurde damals aufgrund der günstigen Bedingungen noch Reis angebaut und es gab auch jährlich erneut eine Malariaähnliche Fiebererkrankung, außerdem konnte man hier sehr gute Lammfelllederjacken kaufen) über Grandola nach Beja.
Bis Alcacer do Sal gingen die Straßenverhältnisse ja noch, doch dann war Geduld und Fahrkunst angesagt. Die Straßen waren bessere Feldwege und prompt fuhr vor mir, wie so oft hier, ein uralter LKW mit 25 km/h und bis 3,5 m Höhe beladen mit geschälter Korkeichenrinde (Sobreiro, schmerzt Dir Dein Herz?), überholen unmöglich!
Aber es ist gut gegangen und ich meldete mich ordnungsgemäß, nachdem ich mich x-mal verfahren hatte, denn die Flughafenstraße wurde gerade erst gebaut und mein Nachfragen bei den Einheimischen war sehr mühsam. Entweder sie liefen sofort davon oder ich verstand kein Wort (Alentejodialekt).

Die Base Aerea 11 wurde in dieser Zeit von etwa 75 Soldaten und einigen zivilen Angestellten der BW betrieben, der Rest waren Ortskräfte.
Im Sanitätsdienst waren wir gut bestückt: 2 Ärzte, eine Krankenschwester, 1 Kompaniefeldwebel, 1 Zahntechniker, 3 zivile port. Kraftfahrer und nun ich. Die Arbeitsbedingungen waren angenehm - es gab nichts zu tun! Ein oder zweimal die Woche landete die DO 28 aus Lisboa mit Dienstpost und ab und an eine NORA oder später die Transall.
Für Start und Landung mußten wir mit dem Unfallkrankentransportwagen "Standby" stehen, bei 38-40° C im Schatten, keine Unterstellmöglichkeit und die Sonne brannte gnadenlos, da konnte man nach Rückkehr in den SanBereich direkt die Wäsche wechseln. Später trat dann P. seinen Dienst in Beja an, da teilten wir uns dann diese Bereitschaften durch 3.

Nach Feierabend fuhren die Verheirateten nach Beja zu den Familien, der überwiegende Teil wohnte in der Rua de Sardinha, das Bairoi Alemao wurde noch gebaut.
Die Junggesellen wohnte alle auf der Basis und dementsprechend langweilig wurde es (kein Fernsehen, Keine Bücher oder Zeitungen oder sonstige Abwechslung), doch wir wussten uns zu helfen. Es sollte zwar ein Sportplatz gebaut werden, aber soweit ich weiß, kam es nie dazu.
Die schon länger hier stationierten Soldaten hatten eine der riesigen Lagerhallen (Zahnbürstenfabrik, wegen der gezackten Dächer) zweckentfremdet und eine Sportstätte eingerichtet. Dort konnte man Volleyball spielen, Kraft- und Zirkeltraining durchführen oder sonstige Aktivitäten, es war alles , aber auch wirklich alles vorhanden, sollten doch mal bis zu 4000 Soldaten fit gehalten werden.

Außerdem befand sich im Küchengebäude unter dem Speisesaal ein großes Kartoffellager, leer natürlich. Dies war umgestaltet worden und diente als eine Art Festsaal. Ich denke gern an die vielen schönen Veranstaltungen, die wir hier erlebt haben.
Im Vorraum war eine gemütliche Bierecke eingerichtet worden und hinter der Bar herrschte "Teotonio", der Meister der Thunfischsalatvariationen!!! ich habe nur selten wieder so gute Salate gegessen.
Hier also traf man sich von Montag bist Freitag, oft kamen noch Kameraden aus Beja mit Ihren Familien und so langsam kam auch die Erdbeerranch in Schwung, gab es früher dort nur "Zahnwasser" (Aquadente para matar o bicho!) und warmes Bier, wurde später die Palette erweitert und man konnte auf Hin-und Rückfahrt nach und von Beja noch gut Pause machen.

Außerdem gab es in Cuba, einem Nachbarort, einen Geheimtipp, eine Kneipe namens "Charly". Den ersten Besuch haben wir dann mit einem alteingesessenen Kunden gemacht.
Dieser führte uns in Cuba in eine alte Scheune, duster, nur mit Kerzen erleuchtet. An den Wänden standen sehr große Tongefäße und zwei Reihen Tische, dazwischen huschte ein älterer Portugiese herum und freute sich offensichtlich! Wir waren in einem Gambasparadies gelandet, gute Landweine aus den Tonkrügen und hervorragende regionale Speisen.
Das alle führte auf die Dauer zu einem natürlichen Drang und ich fragte den "Chefe" in meinem besten portugiesisch nach dem "Casa de Lavabos", daraufhin führte er mich im Saal in eine Ecke, die mit einen Pamlwedelsichtschutz abgegrenzt war und deutete mit dem Finger auf ein Loch in der Erde. Nachdem ich noch den Nagel mit den Zeitungsstücken erblickte, der Chefe deutete die Handhabung pantomimisch an, da war mir die Bedeutung schon klar! Natürlich konnte man im Raum jedes Geräusch hören, das erfreute natürlich die anwesenden Damen oder Ehefrauen, aber wat mut,dat mut!.
Atè a logo- Doc
 
Die Straße von Beja nach Lisboa war auch zu meiner Bejazeit noch eine Herausforderung. Sicher aber kein Vergleich zu den Verhältnissen, die du beschreibst.
Ich hatte das Vergnügen, meistens 2x monatlich von Beja nach Lissabon zur Botschaft und zum DMBP zu fahren, was Dank unserem Fahrer João Grileiro (Grille) immer ein besonderes Erlebnis war.
An die Laster mit Korkeiche und an die hochgeladenen Laster mit Stroh kann ich mich noch gut erinnern.
Auf der gewölbten Fahrbahn fuhr man so lange wie möglich mittig direkt auf den entgegenkommenden Laster zu, um dann im letzten Moment auszuweichen. Der Laster neigte sich immer bedrohlich zur Seite und kehrte sofort zur Straßenmitte zurück.
Wenn kein Zigeunerkarren hinter einer Kuppe lauerte, war man schon fast überascht. Eigentlich waren hinter jeder Kuppe immer Zigeunerkarren unterwegs, die man erst im letzten Moment gesehen hat. Aber, es ist immer gut gegangen.... Dank Grille
 
Hallo, Sobreiro, woher kennst Du Benjamin ? Schönen Dank für die Grüße an meine Frau, habe ich ausgerichtet ! Über die Zigeunerwagen habe ich auch noch was zu schreiben, bis dahin - Doc
 
Dann war das wohl ein Versehen, da wollte er mich wohl auf die neuen Bilder in der Galerie aufmerksam machen und hat Deinen Namen gelesen - Doc
 
Danke, Sobreiro, auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen, ist echt ne `starke Hilfe. Die in meinem Bericht erwähnte "Rua de Sardinha " ist natürlich die " Rua Antonio Sardinha " ! Deine und auch Costas Bilder in der Galerie sind stark ! - Doc
 
Olá, Forumfreunde, es freut mich ungemein. das es doch ein gutes Echo auf meinen Beitrag vom 31.05.15 gegeben hat, hier nun Teil I der Bejastory:

Zuerst ein wenig Historie.
Anfang der 1960 er Jahre kursierte die Befürchtung, östliche Raketensysteme bedrohten die BRD. Daraufhin suchte die damalige Bundesregierung einen sicheren Platz außerhalb der Reichweite solcher Systeme und fand ihn im Alentejo. So wurde dann mit sehr viel deutschem Geld ein Riesenflughafen errichtet.

Ich selbst machte mich also am 01. Juni mit meinem kleinen Käfer von Lissabon auf den Weg dorthin. Mein Freund P. blieb in Lissabon, der ältere Unteroffizier war wieder einmal erkrankt und so musste P. den Laden schmeißen.
Ich fuhr dann über die "Ponte Salazar ", heute Ponte de 25. do Abril, Setubal, Alcacer do Sal (hier wurde damals aufgrund der günstigen Bedingungen noch Reis angebaut und es gab auch jährlich erneut eine Malariaähnliche Fiebererkrankung, außerdem konnte man hier sehr gute Lammfelllederjacken kaufen) über Grandola nach Beja.
Bis Alcacer do Sal gingen die Straßenverhältnisse ja noch, doch dann war Geduld und Fahrkunst angesagt. Die Straßen waren bessere Feldwege und prompt fuhr vor mir, wie so oft hier, ein uralter LKW mit 25 km/h und bis 3,5 m Höhe beladen mit geschälter Korkeichenrinde (Sobreiro, schmerzt Dir Dein Herz?), überholen unmöglich!
Aber es ist gut gegangen und ich meldete mich ordnungsgemäß, nachdem ich mich x-mal verfahren hatte, denn die Flughafenstraße wurde gerade erst gebaut und mein Nachfragen bei den Einheimischen war sehr mühsam. Entweder sie liefen sofort davon oder ich verstand kein Wort (Alentejodialekt).

Die Base Aerea 11 wurde in dieser Zeit von etwa 75 Soldaten und einigen zivilen Angestellten der BW betrieben, der Rest waren Ortskräfte.
Im Sanitätsdienst waren wir gut bestückt: 2 Ärzte, eine Krankenschwester, 1 Kompaniefeldwebel, 1 Zahntechniker, 3 zivile port. Kraftfahrer und nun ich. Die Arbeitsbedingungen waren angenehm - es gab nichts zu tun! Ein oder zweimal die Woche landete die DO 28 aus Lisboa mit Dienstpost und ab und an eine NORA oder später die Transall.
Für Start und Landung mußten wir mit dem Unfallkrankentransportwagen "Standby" stehen, bei 38-40° C im Schatten, keine Unterstellmöglichkeit und die Sonne brannte gnadenlos, da konnte man nach Rückkehr in den SanBereich direkt die Wäsche wechseln. Später trat dann P. seinen Dienst in Beja an, da teilten wir uns dann diese Bereitschaften durch 3.

Nach Feierabend fuhren die Verheirateten nach Beja zu den Familien, der überwiegende Teil wohnte in der Rua de Sardinha, das Bairoi Alemao wurde noch gebaut.
Die Junggesellen wohnte alle auf der Basis und dementsprechend langweilig wurde es (kein Fernsehen, Keine Bücher oder Zeitungen oder sonstige Abwechslung), doch wir wussten uns zu helfen. Es sollte zwar ein Sportplatz gebaut werden, aber soweit ich weiß, kam es nie dazu.
Die schon länger hier stationierten Soldaten hatten eine der riesigen Lagerhallen (Zahnbürstenfabrik, wegen der gezackten Dächer) zweckentfremdet und eine Sportstätte eingerichtet. Dort konnte man Volleyball spielen, Kraft- und Zirkeltraining durchführen oder sonstige Aktivitäten, es war alles , aber auch wirklich alles vorhanden, sollten doch mal bis zu 4000 Soldaten fit gehalten werden.

Außerdem befand sich im Küchengebäude unter dem Speisesaal ein großes Kartoffellager, leer natürlich. Dies war umgestaltet worden und diente als eine Art Festsaal. Ich denke gern an die vielen schönen Veranstaltungen, die wir hier erlebt haben.
Im Vorraum war eine gemütliche Bierecke eingerichtet worden und hinter der Bar herrschte "Teotonio", der Meister der Thunfischsalatvariationen!!! ich habe nur selten wieder so gute Salate gegessen.
Hier also traf man sich von Montag bist Freitag, oft kamen noch Kameraden aus Beja mit Ihren Familien und so langsam kam auch die Erdbeerranch in Schwung, gab es früher dort nur "Zahnwasser" (Aquadente para matar o bicho!) und warmes Bier, wurde später die Palette erweitert und man konnte auf Hin-und Rückfahrt nach und von Beja noch gut Pause machen.

Außerdem gab es in Cuba, einem Nachbarort, einen Geheimtipp, eine Kneipe namens "Charly". Den ersten Besuch haben wir dann mit einem alteingesessenen Kunden gemacht.
Dieser führte uns in Cuba in eine alte Scheune, duster, nur mit Kerzen erleuchtet. An den Wänden standen sehr große Tongefäße und zwei Reihen Tische, dazwischen huschte ein älterer Portugiese herum und freute sich offensichtlich! Wir waren in einem Gambasparadies gelandet, gute Landweine aus den Tonkrügen und hervorragende regionale Speisen.
Das alle führte auf die Dauer zu einem natürlichen Drang und ich fragte den "Chefe" in meinem besten portugiesisch nach dem "Casa de Lavabos", daraufhin führte er mich im Saal in eine Ecke, die mit einen Pamlwedelsichtschutz abgegrenzt war und deutete mit dem Finger auf ein Loch in der Erde. Nachdem ich noch den Nagel mit den Zeitungsstücken erblickte, der Chefe deutete die Handhabung pantomimisch an, da war mir die Bedeutung schon klar! Natürlich konnte man im Raum jedes Geräusch hören, das erfreute natürlich die anwesenden Damen oder Ehefrauen, aber wat mut,dat mut!.
Atè a logo- Doc

Hallo Doc, du hast das Hühnersüppchen und den chlappernden alkoholsüchtigen Hund vergessen in Cuba ( P )
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Sobreiro, ja, mit Street View bin ich schon so ziemlich alle Ecken in Beja abgefahren. Manche Straßen
sehen noch aus wie damals, aber an anderen Stellen kennt man sich nicht mehr aus. Z. B. die Straße mit
neuen Häusern an der Ortsausfahrt Richtung Ferreira do Alentejo.

Viele Grüße Costa
 
Tja Costa, Beja hat sich verändert. Der Zigeunerplatz vor dem Bairro ist bebaut, dort steht u.a. ein Supermarkt. Es gibt Lidl in Beja sowie ein paar neue Hotels und auch der Mercado Municipal hat sich sehr zum Nachteil verändert.
Die Feira ist auf einen Platz weiter außerhalb verlegt worden usw. usw.
Ich war 2008 zuletzt in Beja, ich werde wohl nicht wieder hinfahren, obwohl wir oft in Portugal sind.
 
Zurück
Oben