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Burgbesichtigung und Kirschlikör in der Alfama

Die Burganlage von Lissabon - Castelo de São Jorge - , die idyllisch auf einem Hügel in großartiger Panoramalage thront, ist von vielen Stellen der Stadt schon von weitem sichtbar.

Nach Vertreibung der Mauren 1147 durch König Afonso Henriques wurde die Zitadelle von ihm zur Königsresidenz umgebaut. Ab 1511 diente die Burg als Theater, Gefängnis oder Waffendepot. Bei dem Erdbeben von 1755 hielten die alten Festungsmauern den Erschütterungen nicht stand und wurden zerstört. Durch die Restauration 1938 durch Salazar entstanden neue Burgmauern und Gärten.

Heute ist das Maurenkastell eine Hauptattraktion von Lissabon und eine Besichtigung sollte zum Pflichtprogramm gehören, denn die Burg, umgeben vom malerischen und reizvollen Altstadtviertel Santa Cruz, bietet wohl die schönsten Aussichten auf die Stadt.

An einem Samstagvormittag, bei schönstem sonnigen Wetter, machen wir uns auf den Weg Richtung Castelo. Wir fahren ein kurzes Stück mit der alten Tram den Hügel durch die Alfama hoch und steigen in der Nähe des Miradouro de Santa Luzia aus, um von hier aus zu Fuß weiter zu gehen.

Nach einem kurzen steilen Anstieg geht es in der Rua do Chão da Feira am oft fotografierten öffentlichen Urinal, Souvenirshops und einem Restaurant vorbei.

Hier kaufen wir ein paar Postkarten, die wir an Familie und Freunde versenden wollen.

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Wir passieren die Porta de São Jorge.

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Auf der anderen Seite der Burgmauer können wir durch diese Schießscharte in die Gasse der dahinter liegenden Alfama blicken.

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Innerhalb der Burgmauern befindet sich das alte charmante Stadtviertel Santa Cruz. Hier herrscht ein reges Treiben: Touristen, die das Castelo besichtigen wollen und am Kassenhäuschen anstehen, sowie Einheimische, die den Dingen des Alltags nachgehen, treffen hier aufeinander.

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Am Eingangsbereich der Burg gibt es natürlich auch wieder zahlreiche Souvenirlädchen.

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Nach 20 Minuten Wartezeit an der Kasse betreten wir die Anlage. Die Einwohner von Lissabon dürfen das Castelo übrigens umsonst besuchen.

Anlässlich der Feierlichkeiten der Burg zu "100 Anos de Monumento Nacional" (100 Jahre als Nationales Denkmal) ist hier auf dem Platz eine Konzertbühne aufgebaut. Einige Musiker proben bereits. Die Show - eine Mischung aus "visueller, musikalischer und literarischer Reise" - findet aber erst später am Abend statt.

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Dann erreichen wir den ersten Miradouro. Im Schatten des Baumes haben sich schon ein paar Touristen versammelt, um die herrliche Aussicht zu genießen. Eigentlich ist das Castelo de São Jorge ein einziger großer Miradouro, denn von hier oben hat man überall fantastische Ausblicke auf Lissabon.

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Blick auf den Tejo.

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Kanonen stehen oberhalb der Burgmauer.

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Blick über die roten Dächer Lissabons bis zum Praça do Comércio, Ponte 25 de Abril und Cristo Rei am anderen Tejo-Ufer.

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Die Einwohner von Lissabon verbringen hier oben an der Burg auch sehr gerne ihre Zeit und spielen unter den Bäumen Karten, Backgammon oder machen einfach nur Mittagspause.

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Wir erreichen ein weiteres schattiges Plätzchen. Steinbänke laden zum Pausieren ein.

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Und wieder eine Kanone.

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Blick auf Praça do Comércio.

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Hier kann man den Elevador de Santa Justa sowie die dahinter liegende Ruine der Igreja do Carmo sehen.

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Dieses wundervolle Gedicht von Veiga Simões, auf einem Stück Holz geschrieben, steht unter einem Baum im Garten vom Castelo.

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Ao Viandante

Tu que passas e ergues para mim o teu braço,
Antes que me faças mal. Olha me bem.
Eu sou o calor do teu lar nas noites frias de inverno
Eu sou a sombra amiga que tu encontras
Quando caminhas sob o sol de agosto
E os meus frutos são a frescura apetitosa
Que te sacia a sede nos caminhos.
Eu sou a trave amiga da tua casa, a tábua da tua mesa,
A cama em que descansas e o lenho do teu barco
Eu sou o cabo da tua enxada a porta da tua morada,
A madeira do teu berço e do teu próprio caixão
Eu sou o pão da bondade e a flor da beleza
Tue que passas, olha-me bem e não faças mal


Dieses schöne Gedicht macht mich leicht nachdenklich. Es handelt von einem Baum, der den vorübergehenden Passanten seine Vorzüge, z.B. warmes Feuerholz, kühler Schatten oder saftige Früchte erklärt und dass man ihn deshalb achten soll. ***


Wir können direkt in die kleinen gepflegten Gärten schauen, die unterhalb der Burgmauern terrassenförmig angelegt sind. Ob es den Bewohnern wohl recht ist, wenn ihnen täglich hunderte von Touristen beim Sonnenbaden zuschauen?

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Mal wieder eine Kanone.

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Unter diesen Steinbögen kann man im Schatten flanieren. Hier gibt es auch ein schickes Restaurant.

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Neben einem der Burgtürme befindet sich eine große Aussichtsterrasse.

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Wir erklimmen die daneben liegende Plattform. Unter den Bäumen sehen wir wieder das Restaurant, dessen Tische ganz in weiß eingedeckt sind.

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Dann erreichen wir die Zitadelle und überqueren den Burggraben. Die Scheinwerfer im Graben beleuchten die Burg am Abend.

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Guckt mal, wer da guckt. Durch die Zinnen der Brustwehr blicken wir auf das daneben liegende Viertel von Santa Cruz. Wer hier wohnt, genießt täglich einen prachtvollen Blick auf die Burg.

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Dann wandern wir auf der Burgmauer entlang.

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Von hier oben haben wir auch wieder wundervolle Ausblicke. Hier sehen wir auf den Miradouro da Graça, der sich bei der gleichnamigen Kirche unter den schattigen Pinien befindet.

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Der Putz der Fassade bröckelt ab: Kleine Kirche aus dem 12. Jahrhundert.

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Auf dem Platz neben dem Kirchgarten befindet sich eine Art Ausgrabungsstätte, in der die Reste der altertümlichen Burgmauern freigelegt wurden.

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Hier schmückte einst eine rote Fliesenbordüre das Burgzimmer.

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Wir wandern auf der Burgmauer wieder zurück. Ein weiterer wundervoller Miradouro bietet sich uns an: Der Blick auf die beiden Türme von São Vicente de Fora und die Kuppel von Santa Engrácia.

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Wer möchte, kann hier zwischen den verwinkelten Burgmauern eine gewagte Kletterpartie einlegen.

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Zurück auf dem Burgplatz angelangt, trinken wir auf der Terrasse des Selbstbedienungscafés eine Bica. Ein paar fliegende Händler dürfen hier natürlich auch nicht fehlen. Eine Dame bietet kleine bunte Straßenbahnen aus Holz zum Verkauf an; ein sehr hübsches Souvenir, wie ich finde. An einer anderen Stelle hat ein Masseur seinen Massagestuhl aufgestellt und bietet eine 10-Minuten-Massage für ein paar Euro an. Das passt optisch so gar nicht in die Umgebung der alten Gemäuer, aber für die überbeanspruchte Rückenmuskulatur der Touristen ist es sicherlich eine sehr lukrative Geschäftsidee.

Dann entdecke ich im Garten noch diese beiden Hibiskusblüten.

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Wir verlassen die Burganlage und schlendern noch etwas durch die Altstadtgassen von Santa Cruz.

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Ein hübsch mit Keramik dekoriertes kleines Lädchen.

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Zurück am Miradouro de Santa Luzia, steigen wir die Treppen der Alfama hinab. Die Gassen sind noch von den Festivitäten des letzten Wochenendes bunt geschmückt.

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Wir gehen an einem liebevoll mit Windrädern, Girlanden und Pflanzen verzierten Fenster mit Blick auf den Tejo vorbei.

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Von einer jungen Frau, die aus einem zur Bar umfunktionierten Fenster herausschaut, lassen wir uns erklären, dass die Feierlichkeiten bereits zu Ende sind, aber die Stände noch nicht abgebaut sind. Wer möchte, darf also noch etwas nachfeiern. Wir probieren hier je einen Ginjinha, den traditionellen portugiesischen Kirschlikör, und einen Jeropiga, einen sehr süßen Wein.

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Wir schlendern weiter durch die Gassen. Eigentlich wollen wir im Restaurant Lautasco in der Beco do Azinhal einkehren, aber bis auf eine sehr alte Dame, die neugierig hinter ihren gehäkelten Gardinen durchguckt, ist hier noch nichts los.

Am unteren Ende der Alfama, an einer kleineren Durchgangsstraße in der Nähe des Museu Militar, finden wir ein nettes Lokal. Es ist zwar nicht so heimelig wie direkt in den Altstadtgassen, aber hier sitzen schon ein paar Einheimische und wir nehmen auf der Terrasse unter Weinreben Platz.

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Sogleich kommt der nette Chef heraus und serviert uns Fisch und Fleisch, Softdrinks, Hauswein, Bica sowie Nachspeisen zu einem sagenhaft günstigen Preis. Das Lokal muss unter Einheimischen wohl ganz beliebt sein, denn als wir zahlen, kommt eine große Gruppe von schick gekleideten Portugiesen an, die hier einen runden Geburtstag feiern möchte. Die aufgeregten Kellner bauen in letzter Minute noch die große Tafel für die Gäste um; es fehlen noch ein paar Stühle. Für uns wird es etwas ungemütlich, wir werden kurz umgesetzt, dürfen aber bleiben. So langsam wollen wir dann aber auch aufbrechen.

Wir landen am Marinehafen und stören noch ein paar Matrosen, als wir ihr Schiff fotografieren wollen.

An der Station Santa Apolónia nehmen wir die Metro zurück Richtung Rossio.

Hier sehen wir noch einmal auf das Castelo de São Jorge, wo wir heute einen sehr schönen Nachmittag verbracht haben.

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Was wir an diesem Abend dann noch erleben, kann man [DLMURL="http://www.portugallierforum.de/fotos-and-videos-portugal/4394-lissabon-impressionen-elevador-de-santa-justa.html"]hier [/DLMURL]nachlesen.



*** Übersetzung folgt
 
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