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Henrietta Bilawer Wiederaufbau mit Eukalyptus?

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Wiederaufbau… mit Eukalyptus?
Ab diesem Montag können die rund 300 Unternehmen, die durch die Waldbrände Mitte Oktober beschädigt oder zerstört wurden, Sonderkredite zum Wiederaufbau der Fertigungsstätten und der in Mitleidenschaft gezogenen Infrastruktur wie Fahrzeuge und Landmaschinen in Anspruch nehmen. Die Regierung gibt € 100 Millionen aus einem dafür eingerichteten Fonds für die Bezirke Aveiro, Braga, Bragança, Castelo Branco, Coimbra, Guarda, Leiria, Lisboa, Porto, Santarém, Viana do Castelo, Vila Real und Viseu frei.
Gleichzeitig erhalten auch die Eigentümer der rund 500 abgebrannten privaten Häuser, sofern sie Hauptwohnsitze waren, staatliche Hilfe von insgesamt € 30 Millionen für den Wiederaufbau. Die regionalen Gebietsentwicklungs-Kommissionen sind für die Verteilung der Gelder und die Aufsicht über deren Verwendung zuständig.
763 landwirtschaftliche Kleinbetriebe und Selbstversorger in den bereits in Juni verbrannten Gebieten um Castanheira de Pêra, Figueiró dos Vinhos und Pedrógão Grande erhalten € 2,4 Millionen Hilfsgelder zum Wiederaufbau aus dem zu diesem Zweck aufgelegten Fonds ‘Revita’ (http://fundorevita.pt). Auf der Webseite findet sich auch einer Spenderliste – da gibt es Privatpersonen, die mit einem kleinen Obolus ihre Solidarität zeigen, bis zum bisher größten Spender, der Banco Santander; sie stellte eine halbe Million Euro bereit.
Nun traten auch Verbände von Waldbesitzern und Vertreter der Holzindustrie auf dem Plan: Man dürfe bei der Wiederaufforstung „den Eukalyptus nicht dämonisieren“, der aus wirtschaftlichen Gründen notwendig bleibe, erklärten sie übereinstimmend. Bereits nach den Bränden im Juni hatte sich der ehemalige Regierungschef Pedro Passos Coelho ebenso geäußert. Er sei zwar „kein besonderer Verfechter des Eukalyptus“, aber schließlich bestehe ja nicht der gesamte portugiesische Wald aus diesen Bäumen und „Eukalyptus brennt am wenigsten und lässt sich am leichtesten löschen“, meint Passos Coelho. Ein Verzicht auf diese Bäume sei ein Zugeständnis seines Amtsnachfolgers António Costa an die Grünen im Parlament, die die Regierung stützen (http://www.jornaleconomico.sapo.pt/…/nao-faz-sentido-demoni…).
Die wirtschaftlichen Interessen sind stark und die Lobbys machen Druck: Seit Ende vergangenen Jahres haben die portugiesischen Papier- und Zellstoffhersteller Navigator, Portucel und Altri den künftigen politischen Umgang mit den Bäumen wiederholt zur Bedingung für weitere Investitionen gemacht. Altri-Präsident Paulo Fernandes, der den Baum als „unser grünes Rohöl“ bezeichnet, sieht im Fall von Einschnitten beim Eukalyptus-Anbau „immer weniger rationale Gründe“ für eine wirtschaftliche Betätigung (http://www.jornaldenegocios.pt/…/altri-ameaca-travar-invest…).
Altri verarbeitet den Eukalyptus-Ertrag von 80.000 Hektar Wald in ganz Portugal. Die Firma wolle zwar keine Monokulturen, denke aber an die Bewaldung bisher brach liegender Flächen, bei denen es um Rentabilität und Produktivität gehe. Kritiker der Eukalyptusbepflanzung seien die, die „in Büros sitzen und ohne etwas über Wald zu wissen nichts weiter tun, als Hindernisse zu schaffen“, so Altri-Präsident Fernandes. Er hatte sich im Januar zu einer geplanten Investition von € 125 Millionen in die Celluloseherstellung in zwei Fabriken in Vila Velha de Ródão und Figueira da Foz geäußert und ergänzte, das Unternehmen habe bisher Vertrauen in Portugal als Ort für Investitionen, doch es gebe auch andere attraktive Märkte. Dabei wandte er sich direkt an Premierminister António Costa und warnte vor „Nötigung und Einschränkungen, die für die Produktion kritisch sind.“ Kritiken am Eukalyptus bezeichnet Fernandes als „Mythen und vielfältige Demagogie“.
Altri verwaltet unter anderem die Medien-Holding Cofina, zu der große portugiesische Zeitungen wie ‘Correio da Manhã’ und ‘Jornal de Negócios’ sowie das Sportblatt ‘Record’ gehören.
Laut Eurostat und dem Global Forest Watch war Portugal in den vergangenen 25 Jahren das einzige Land der EU, in dem die Netto-Waldfläche kleiner wurde – in 15 Jahren um etwa ein Viertel. Dabei habe der Eukalyptusbestand in absoluten Zahlen zwar nicht zugenommen, jedoch seien andere Arten in immer geringerer Zahl vertreten, was den Eukalyptusanteil am Gesamtbestand erhöht. Durch fehlende oder schlecht bewirtschaftete Wiederaufforstung sei hingegen der Anteil an wild wachsenden Bäumen und Büschen gewachsen. Das Land importiert 22 Prozent der Hölzer, die auf dem heimischen Markt verarbeitet werden.
Inwieweit die Regierung in der Lage ist, das Eukalyptus-Förderungsgesetz der Vorgängerregierung von Pedro Passos Coelho aus dem Jahr 2013 zu ändern, bleibt abzuwarten. Mit diesem Gesetz wurde die Aufforstung mit anderen Baumarten erschwert, der Eukalyptusanbau dadurch erleichtert (Dieser Link ist leider nicht mehr erreichbar).

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