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Ovos moles – weiche Eier aus Aveiro

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In meinem vorhergehenden Blogeintrag „Aveiro“, vom 13. April 2015, erwähne ich im Text unter anderem die „ovos moles“ (dt.: weichen Eier) von Aveiro.
Damit sind nicht etwa weich gekochte Fünf-Minuten-Eier gemeint, wie man sie in Deutschland zum Frühstück isst, sondern eine traditionelle und sehr leckere Eiersüßspeise dieser Hafenstadt.


Ich bin nun von zwei meiner Leserinnen, Annette und Martina, gefragt worden was „ovos moles“ genau sind, wie sie schmecken und welche Geschichte hinter dieser regionalen Spezialität steckt.
Nun, „ovos moles“ bestehen fast ausschließlich aus Eigelb und Zucker, sind daher logischerweise zuckersüße Kalorienbomben und die Geschichte dieser traditionellen Süßspeise der portugiesischen Küche reicht bis ins 14. Jahrhundert hinein.


Im Mittelalter war es üblich das Nonnen und Mönche der europäischen Ordensgemeinschaften ihre Tuniken und Soutanen mit der Hilfe von Eiklar stärkten, so auch die im damaligen Portugal.
Durch die Nutzung von Eiweiß zum Stärken der Ordenstrachten entstand so natürlich ein großer Überschuss an Eigelb in den einzelnen Klöstern. Da es damals keine Möglichkeit gab die Eidotter lange Zeit zu konservieren, da sie vor allem in den portugiesischen Sommern sofort verdarben, wurde dieser Überschuss meistens den Schweinen zum Fraß vorgeworfen.


Es ist historisch belegt, dass es Nonnen des altehrwürdigen Dominikanerklosters Mosteiro de Jesus in Aveiro waren, die als erste anfingen die Unmengen von Eidotter nicht mehr zu vernichten, sondern diese zu verarbeiten.
Sie stellten fest, dass wenn man den Eidotter eine bestimmte Menge an Zucker beimengte, diese dann nicht mehr so schnell verdarben.
Dies war die Geburtstunde der „ovos moles“.
Mit der Zeit stellten die Ordensfrauen fest, das sie durch den Verkauf der von ihnen hergestellten Süßspeise eine neue finanzielle Einnahmequelle gefunden hatten, denn der Adel und Klerus leckten sich die Finger nach diesem neuen Naschwerk und zahlten gut für dieses Produkt.


Die Nonnen des Klosters Mosteiro de Jesus gaben mit der Zeit ihre Rezeptur an die anderen Kirchenorden der Stadt weiter, und so kam es, dass im 14. und 15. Jahrhundert die Dominikanerinnen, Franziskanerinnen und Karmeliterinnen der Stadt Aveiro für ihre kalorienreiche Süßspeise im ganzen Königreich bekannt wurden.

Nun werden viele wohl denken:
„Was ist daran so schwierig ein paar Eidotter mit Zucker zu vermengen?“


Nun, es kommt immer auf das richtige Mischverhältnis zwischen Eidotter und Zucker an, auf die Temperatur mit der man das Gemisch zu einer gelungenen Masse vermengt und wie schnell oder langsam man die Masse rührt, bis diese die gewünschte cremige Konsistenz erreicht.
Diese drei Dinge sind das große Geheimnis bei der Herstellung der „ovos moles“!
Die Nonnen der Stadt Aveiro hüteten dieses Geheimnis erfolgreich über viele Jahrhunderte hinweg.


Als dann im Rahmen der Säkularisierung in Portugal, ab dem Jahre 1834, so gut wie alle Klöster und Kirchenorden schließen mussten, waren es Klosterschülerinnen die von den alten Nonnen in das Herstellungsgeheimnis der „ovos moles“ eingeweiht wurden.
Einige dieser ehemaligen Klosterschülerinnen gaben ihr Wissen weiter, und so ist uns das Originalrezept für „ovos moles“ nach Generationen bis heute erhalten geblieben.


Heute werden die „ovos moles“ entweder in kleinen handbemalten Holz- oder Porzellanfässchen angeboten oder die cremige Masse wird, in dünnem Oblatenpapier gehüllt, in Form von kleinen Fischen, Muscheln, Seesternen, Bötchen oder anderen maritimen Figuren zum Verkauf angeboten.

Die „ovos moles“ von Aveiro waren das erste Produkt Portugals, das im Jahre 2006 von der EU auf ihre Liste der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel als „Produkt mit geschützter geografischer Angabe“ (port.: Produto com Indicação Geográfica Protegida) aufgenommen wurde.
Und so sind nur die mit diesem Gütezeichen versehenen „ovos moles“ garantiert aus der Stadt Aveiro!


Wer aber nun diese süße Spezialität einmal probieren will, der muss nicht extra nach Aveiro fahren (auch wenn die Stadt sehr wohl einen Besuch wert ist!).
Jedes gut sortierte SB-Warenhaus hat für gewöhnlich mindestens eine oder zwei Schachteln dieser Nascherei jeden Tag frisch im Sortiment – zwar nicht immer, aber immer öfters…


>>> hier geht es zum Originalartikel
 
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