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Naturschutz auf "portugiesisch" an der Westküste

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„Naturschutz“-EU-finanzierte Projekte an der Westküste von Portugal: von Sines bis Sagres

Was wird aus dem „Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina“ ?

In den letzten Jahren hat sich der „Wander-“ Tourismus durch die Initiativen der „Casa Brancas“ (Dieser Link ist leider nicht mehr erreichbar) und der Schaffung der sehr gut ausgeschilderten und beschriebenen Wanderwege der Rota Vicentina (Dieser Link ist leider nicht mehr erreichbar) sehr gut entwickelt. Auch nehmen die sehr positiven Beschreibungen in den (deutschen) Medien deutlich zu (Z.B. http://www.brigitte.de/reise/reiseberichte-und-infos/wandern-portugal-westkuste-1210927/2.html). Neben den Ständen und dem Wassersport bietet die Westküste nun ein weiteres Highlight mit überregionaler Bedeutung. Sogar aus Texas, wie wir persönlich auf einer Wanderung erfuhren, kommen Gäste in die Region.

Die Strahlkraft der Region nimmt deutlich zu und diese gilt es zu bewahren. Nicht nur weil es Besonderheiten in der Fauna und Flora gibt, die z.T. weltweit einzigartig sind.

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Antirrhinum majus subsp. cirrhigerum; Löwenmäulchen (Blüte im April)


Doch scheinen nun div. Großprojekte schrittweise dieser einzigartigen Region großen Schaden zuzufügen (Andere negative Entwicklungen sind die Intensivlandwirtschaft und die nicht nur küstennahe Suche nach Öl und Gas).

An dieser Stelle sei auf die Projekte eingegangen, die zwar mit Mitteln der EU ermöglicht wurden, aber hausgemacht, d.h. durch portugiesische Einrichtungen geplant, sind.

Unter dem Motto „Naturschutz“ wurden an zahlreichen Küstenbereichen gestalterische, bauliche Veränderungen vorgenommen.

Der Organisator ist die Gesellschaft Polis Litoral (http://www.polislitoralsudoeste.pt). Ein Zusammenschluss von staatlichen Einheiten. U.a. gehören sämtliche Kreise am Naturpark dem Zusammenschluss an.

Die ansonsten häufig anzutreffende Begründung für Entwicklungen „es kommt von Lissabon oder gar der EU“ stimmt in diesem Fall nicht, sondern die örtlichen Regionen sind verantwortlich für die Planung, Ausführung und später auch die Instandhaltung!

Die Bevölkerung vor Ort mag hingegen nicht direkt beteiligt worden zu sein. Wie dies mit den Naturschutzorganisationen oder den o.g. Einrichtungen aussieht entzieht sich der Kenntnis.

Aufgrund der besonderen Vorort-Kenntnisse sei an dieser Stelle insbesondere auf die „Naturschutz“-Projekte in Cavaleiro (Cabo Sardão) und am Strand von Malhão (Vila Nova de Milfontes) eingegangen.

Schon 2010 hörte ich von einem örtlichen Architekt, dass die Küste vor Cavaleiro neu gestaltet werden sollte.

Erst zum Ende der maximalen Förderzeit 2015 kam es dann mit Macht.

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Erst wurde halbherzig - nur an den gut zugänglichen Stellen - die Mittagsblume (Carpobrotus edulis, Hottentottenfeige) entfernt, dann einige Akazien entfernt: Acacia longifolia (längliche Blüte) und Acacia heterophylla (rundliche Blüte). Beides Maßnahmen, die sicherlich sinnvoll sein können (die Pflanzen sind eingewandert und verdrängen die typische Macchie und die dort wachsenden Blumen. Allerdings müsste diese Maßnahme, wenn sie nachhaltig ist, konsequenter ausgeführt werden. Doch schon nach 6 Monaten, jetzt im April, zeigt sich, dass nur wenig erreicht wurde, denn überall sprießen diese Pflanzen neu.

Dann kam der Bagger. Eine erstaunliche Anzahl von Löchern wurde ausgehoben und anschließend mit Stahl und Beton gefüllt. Man konnte sich nicht vorstellen, was alles darauf errichtet werden könnte. Zusätzlich wurden teilweise noch schräge Flächen betoniert. Ein bizarres „Kunstwerk“.

Obiges Schild wurde bereits wieder entfernt, was mit Sicherheit gegen die Förderrichtlinien der EU verstösst.

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Im Januar konnte man dann das Ergebnis „bewundern“. 5 mehr oder minder große Aussichtsrampen verzieren nun die Küste. Nur eine davon besitzt auch eine Bank und was vielleicht noch wichtiger ist, einen Mülleimer. Da die Rampen keinen zusätzlichen Ausblick bieten, gehen viele direkt an die Steilküste.

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Die zahlreichen neuen Infotafeln (mehr als Bänke und Mülleimer) sind allerdings noch bis heute leer, bis auf einige Graffiti.

Warum auf dem gesamten Gelände mehrere tausend Holzpfosten in die Erde gerammt wurden ….(?). Sicherlich ist es sinnvoll, dass Autos oder Campingfahrzeuge nicht direkt an die Küste fahren, um möglichst ohne einen Schritt zu tun, vor Ort sind. Doch hätte man dies auch durch wenige Felsblöcke an den markanten Stellen erreichen können.

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Die Bevölkerung scheint dies auch so zu sehen und besorgt sich hier neues Bau- oder Holz zum Heizen. Und da stellt sich schon unmittelbar die Frage: Wer pflegt und erneuert die Anlage?
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Zusätzliche zahlreiche Hinweisschilder, weisen darauf hin, wo der Leuchtturm steh, es nach links oder rechts geht, bzw. wo der 200m entfernte Parkplatz war, von wo die „Wanderung“ startete. Wer hat sich das bloß alles ausgedacht?

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===== Teil 2 folgt ======
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zusätzliche zahlreiche Hinweisschilder, weisen darauf hin, wo der Leuchtturm steh, es nach links oder rechts geht, bzw. wo der 200m entfernte Parkplatz war, von wo die „Wanderung“ startete. Wer hat sich das bloß alles ausgedacht?
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Statt des Akazienwaldes hat man eine neue Anpflanzung vorgenommen. Um die Pflanzen vor dem Wind zu schützen(?) errichtete man sogar Zäune. Viele der Pflanzen sind mittlerweile braun. Insbesondere die über 100 Hochstammpinien (waren sicherlich nicht billig) haben es wohl nicht überlebt.

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Die Schilder „Durchfahrt verboten“ haben nur wenige Tage im April „überlebt“ (leider nicht rechtzeitig fotografiert) und sind wieder verschwunden die betreffenden massiven Holzpfosten sind noch vor Ort.

Wenn man wenigsten dafür Sorgen würde, dass die Störche im leider „fotogensten“ Nest ungestört brüten und ihre Jungen großziehen könnten, wäre schon etwas erreicht. Denn das konnten sie die letzten Jahre nicht mehr.

Aber hier fehlt die Barriere.

Auch die Campingbusse suchen weiterhin nach dem besten Platz an der Küste.
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Und bitte liebe Initiatoren: Sorgt dafür, dass die zu wenigen Müllkörbe wenigsten auch geleert werden.
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Noch etwas erfreuliches aus dem April: Es blüht eine interessante Pflanze am Cabo Sardao.
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Mit der Unterstützung von Ana Pereira und der Datenbank flora-on.pt konnte auch diese bestimmt werden.

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Empfehlendswert: Blumendatenbank www.flora-on.pt und das Buch „200 Plantas do SW Alentejano & Costa Vicentina“).


Die Beobachtung und Berichterstattung der weiterer Entwicklungen wird interessant bleiben und kann evtl. auch als Korrektiv wirken.

Malhão

Auf ein zweites „Naturschutz“-Projekt soll im Folgenden eingegangen werden. Es handelt sich um den großen Sandstrand nördlich von Vila Nova de Milfontes „Malhão“. Man zweigt in Brunheiras in Richtung Porto Covo ab. Nach wenigen Kilometern (vor dem Campingplatz) geht es links zu Küste nach Malhão. Ca. 500m vor der Küste beginnen die Maßnahmen. Die Sandpiste geht in eine Schotterpiste über und es wird das wilde Parken verhindert indem für die Fußgänger ein Weg abgeteilt wurde (sicherlich sinnvoll).

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Doch was dann passiert, hat man sonst noch nirgends gesehen. Tausende Tonnen von Steinen zieren die sehr schmalen Fahrwege und die Parkplätze. Mit Plastikbändern versucht man die Steine an Ort und Stelle zu halten. Doch diese sind schon nach wenigen Wochen im Frühjahr mit kaum Besuch zerrissen und tiefe Spurrillen haben sich gebildet.


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Warum man gerade in einem Naturschutzgebiet derartige Experimente startet, weis nur der Planer bzw. die Verantwortlichen. Wie man weiter auf dem Bild sieht wurden auch hier tausende von Pfosten in die Erde gerammt (diesmal aus Plastik). Die Verkehrsführung und die Parkplatzmarkierungen hat eine besonderer Spezialist gemacht. Die Verkehrsschilderdichte ist etwas für das Guinnessbuch der Rekorde.
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Da wird im Sommer die Polizei richtig viel Arbeit haben, um das Entfernen der Pfosten und Schilder zu verhindern.

Dieses Gebiet sollte man im August unbedingt meiden. Auch so geht Naturschutz!

===== Es folgt Teil 3 =====
 
Auch hier fehlen wieder Mülleimer und vor allem die regelmäßige Leerung. So schön EU-Projekte für manche sind, aber die Folgekosten sollten vorher berücksichtigt werden, ansonsten hat man in wenigen Jahren vorher weniger als zuvor.
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Was insbesondere fehlt und hätte sicherlich für das viele Parkplatzgeld errichtet werden können ist eine Toilettenanlage evtl. mit Duschmöglichkeit. So werden weiterhin viele das Meer oder die Dünen nutzen.

Neue Probleme scheint es durch diesen Parkplatz auch bei Regen zu geben, wenn das Wasser, ohne die vielen früheren Barrieren, gehindert wird, direkt abzufließen. Durch die riesige plane Ebene sieht es nun anders aus. In dem Dünenbereich wurden große Mengen von Steinen und „Bauten“ eingebracht, um das schnelle Abfließen zu verhindern. Naturschutz sieht anders aus.

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Manche Sachen, wie hier die Rückenlehne auf der anderen Seite oder der nicht weiter führende Weg muss man nicht verstehen.

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In dem Video kann man anschaulich den gesamten Strandbereich nach der Umgestaltung sehr schön von „oben“ sehen:

Dieser Link ist leider nicht mehr erreichbar

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Die Untersuchung zu den Infrastrukturprojekten in Portugal (siehe die Meldung der ESA vom 25.4.2016) bedarf dringend der weiteren Bearbeitung. Auch nach dem Jahr 2011 sind weitere Projekte (siehe oben) entstanden, die es zu bewerten gilt!

http://entdecken-sie-algarve.com/nachrichten/untersuchung-ueber-infrastruktur-projekte
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Für alle Naturfreunde ein aktuelles Foto aus dem April: (cytinus hypocistis - gelber Zistrosenwürger). Der Zistrosenwürger ist eine parasitäre Pflanze, die sich die Nährstoffe aus den Wurzel der Zistrosen holt.

Hinweis: Die Fotos stammen aus der Winterzeit 2015/16 (bis April)

Nachtrag:
- die Hottentottenfeige (Mittagsblume) und die Akazien zeigen, wie gut sie hier wachsen (als Migranten)
- die Hochstammkiefern sind leider fast alle eingegangen
- der Windschutz wurde nicht repariert
- dafür werden die 2 Müllkörbe anscheinend regelmäßig geleert (Lob!!!)
- die Störche haben ihr fotogenes Nest wieder nicht bebrütet
- das verbaute Holz nimmt weiter ab, z.T. wurde es auch "nur" umgefahren

Vielleicht gibt es noch einen Teil 4. Mal sehen.

Auf alle Fälle wird ein Artikel zu der Intensivlandwirtschaft hier im Naturpark noch erstellt.
 
Diesen Beitrag kann ich zu 90% kopieren, nur der Ort heißt Lagoa Santo André. Leider kann ich mit keinen Fotos dienen.
 
Was wird aus dem „Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina“ ?
Das sollten die Verantwortlichen doch wissen, mangro.
Steht ja auf vielen Schildern: ==> Governo de Portugal!
Danke für Deine Beiträge. ERSCHRECKEND, wie für diese (sinnlosen) Dinge extrem hohe Beträge
"verbraten" werden. Dafür gibt es wie Doris schreibt noch viele weitere Beispiele.
Boa noite
 
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