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Große Zahnarzt-Lücke

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14. Feb. 2013
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Jedes Jahr schließen rund 500 Portugiesen ihre universitäre Ausbildung zum Zahnarzt ab, dennoch arbeiten in den öffentlichen Gesundheitszentren landesweit nur 20 Zahnärzte – statistisch ein Zahnmediziner pro einer halben Million Einwohner, die meisten in Lissabon und Vale do Tejo, nur einer in der Algarve.
Jetzt hat die Regierung dieses Problem für die Bevölkerung erkannt und möchte bis Jahresende ein Pilotprojekt starten. Die Kammer der Zahnärzte hat dem Gesundheitsministerium dazu einen Vorschlag vorgelegt. „Wir begrüßen es, dass die Regierung handeln möchte. Der größte Teil der Bevölkerung benötigt eine kassenzahnärztliche Versorgung“, sagt Orlando Monteiro da Silva von der Kammer der Zahnärzte. In den Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht, jedes Land solle einen Zahnarzt pro 2.500 Einwohner haben. Portugal würde diese Quote übererfüllen, allerdings nur im privaten Bereich: In mehr als 5.000 privaten Kliniken praktizieren Zahnärzte, 8.500 sind bei der Kammer registriert. Doch Menschen mit geringem Einkommen, die keine Zusatzversicherung haben, können sich den privaten Zahnarzt nicht leisten – für mehr als die Hälfte der Portugiesen ist der Besuch bei diesem Spezialisten schlicht zu teuer. Zwar stellen die Behörden Schecks für zahnärztliche Kontrollen und Behandlungen aus, jedoch nur an einige Bevölkerungsgruppen wie Schwangere, Kinder, Senioren mit Sozialrente und HIV-Patienten. In den vergangenen Jahren wurden auf diese Weise 413.000 Portugiesen kostenlos behandelt. Seit einigen Tagen gilt der Anspruch auf kostenlose Zahnuntersuchungen auch für Jugendliche bis 18 Jahre.
Die WHO erwartet, dass der Zugang zur zahnärztlichen Versorgung allen zur Verfügung steht und fordert: In jedem portugiesischen centro de saúde sollte ein Zahnarzt praktizieren. Dieses Konzept sollte „höchste Priorität“ haben, sagt auch Rui Nogueira, Präsident der Vereinigung der Familienmediziner. Ob die WHO-Empfehlung umgesetzt wird und wie die Pläne des Ministeriums aussehen, ist nicht bekannt. Seit Bestehen des nationalen Gesundheitssystems SNS wurde kein Wert auf den Zahnbereich gelegt, sei es zunächst durch Zahnärztemangel oder später aufgrund gesundheitspolitischer Entscheidungen zugunsten des Ausbaus der privaten medizinischen Versorgung.

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