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Henrietta Bilawer es brennt wieder im Norden

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15. Okt. 2017
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Vorläufige Waldbrandbilanz – Notstand ausgerufen
Über fünfhundert Brände und nach vorläufigen Angaben des Zivilschutzes vermutlich mehr als zwanzig Todesopfer und weiterhin vermisste Personen, eine noch unbekannte Zahl abgebrannter Häuser, Schulen und landwirtschaftlicher Einrichtungen, evakuierte Dörfer und andere, die von den Flammen eingeschlossen waren, ortsweise Ausfall der Wasserversorgung, an die sechstausend Feuerwehrmänner aus dem gesamten Land im Einsatz – das ist die erste Bilanz nach dem schlimmsten Tag für Portugals Wälder im Jahr 2017 (im Juni waren bei einem Waldbrand in Zentralportugal 64 Menschen gestorben). Heute morgen wüteten noch mehr als sechzig große Brände; Regierungschef António Costa hat den öffentlichen Notstand für alle Gebiete des Landes nördlich des Tejo ausgerufen. Setúbal, Beja und Faro sind die einzigen Distrikte Portugals, in denen kein Feuer ausbrach. Die Bilanz aus den Waldbränden des Sommers mitgerechnet, sind in diesem Jahr nun vermutlich mehr Hektar Wald abgebrannt als je zuvor.
Extreme Hitze mit Temperaturen zwischen 30° und 35° und starker Wind aus den Ausläufern des Taifuns Ophélia, sowie anhaltende Trockenheit (mehr als vier Fünftel des Landes leiden seit Wochen unter einer schweren Dürre) brachten am gestrigen Sonntag alles zusammen, was zu diesen Szenarien führte, die „Dantes Inferno gleichen“, so eine Sprecherin des Zivilschutzes. Für Mitte Oktober sind die Klimabedingungen in diesem Jahr besonders ungünstig und so bleibt auch heute eine erhöhte Waldbrandgefahr in rund dreißig Distrikten bestehen, wenngleich einsetzender Regen den Feuerwehrleuten im Norden die Brandbekämpfung etwas erleichtert. Auch nahe der spanischen Stadt Vigo an der Grenze zu Portugal brennen die Wälder.
Nun geht es an die Ursachenforschung. In Vale de Cambra wurde ein Brandstifter auf frischer Tat ertappt, er dürfte nicht der Einzige gewesen sein, der auf höchst kriminelle Weise Feuer gelegt hat. Ein Dorffest nahe Aveiro endete mit einem Feuerwerk, das möglicherweise für einen Brand in der Region verantwortlich ist. Ein weiterer Grund für die Leichtigkeit, mit der sich Feuer in den Wälern ausbreiten kann, dürfte bei Waldbesitzern liegen, die ihren Baumbestand vernachlässigen, keine Durchforstung betreiben und das Unterholz nicht pflegen. Seit Jahren werden immer neue Entwürfe für eine Forstreform vorgelegt, die nach Regierungswechseln entweder nicht weiter verfolgt oder durch neue ersetzt wurden, sodass bis heute eine klare Linie fehlt. Die derzeitige Regierung hatte die Forstreform bereits bei Amtsantritt zu einem der wichtigsten Anliegen erklärt, doch beschlossene Maßnahmen können in diesem Kontext erst nach einiger Zeit Wirkung zeigen.
Laufend aktualisierte Angaben aus den betroffenen Regionen gibt es hier:


Tudo o que se já sabe sobre “o pior dia de incêndios do ano”
523 incêndios num só dia. Mais de 5 mil operacionais no terreno. Incêndios descontrolados em Monção, Arganil e Seia. Aldeias evacuadas e seis ví...
observador.pt
 
mehr als 500 Brände. Ich begreife nicht, warum die Regierung nichts unternimmt.
Hier eine aktuelle Karte der Brände

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Hallo,
puh. Das sind ja viele Brandherde und Gebiete. Wißt Ihr einen Grund, weshalb es südlich Lisboa nicht brennt?
Es wäre super, wenn Ihr hier aktuelle Infos bereitstellen würdet. Wie z.B. die Karte oben.
Sehe ich das richtig, dass bereits am 11.10., also vor einer Woche die Brände da waren, es aber erst jetzt in die Presse kommt?

Viel Erfolg den vielen Feuerwehrleuten bei der Bekämpfung.
 
Die meisten Brände sind Brandstiftung und da geht es um "Landgewinnung" für die Eukalyptus -Industrie. So oft und viel wie in diesem Jahr hat es noch nie gebrannt. Die Regierung unternimmt einfach zu wenig, um diesen Brandstiftern, die Menschenleben billigend in Kauf nehmen, endlich das Handwerk zu legen.

Hier ein Beitrag zu den Hintergründen, warum die alten Mischwälder weichen müssen und dafür eine Monokultur entsteht.
 
Ich erinnre mich, dass vor etwa 10 Jahren noch viele Eukalyptuswälder an der Algarve nachhaltig entfernt wurden (mit Wurzelentfernung), weil man das Problem (s. DLF-Bericht) erkannte. Im Norden scheint es diese Maßnahmen bis heute nicht zu geben. Ich war letzte Woche bei Coimbra und dort gibt es nach wie vor Eukalyptusmonokulturen...
 
Diese Brandstifter sollte man in diese, von ihnen verursachten, Brände setzen. Den Schaden können sie ja nicht bezahlen.

Andrerseits, auf der Fahrt von Nord nach Süd sah ich so viele Plastikflaschen in den Gräben und Feldern liegen die ja auch Brände verursachen können.
Und Feuerwerke abzuschießen bei dieser Trockenheit zeugt von großer Dummheit!
 
Wenn man die Bilder am TV sieht, ist man schockiert. Wenn man aber selbst betroffen ist, mein Gott, war das eine Horror-Nacht von Sonntag auf Montag.

Als meine Frau und ich am Sonntag-abend gegen 22.00 Uhr von Porto zurückkamen, waren schon ein paar Leute vor unserem Haus. Durch den nahen Waldbrand (Sameiro/Falperra-Gebiet) wurden Funken durch den orkanartigen Wind auf die riesige Palme im Nachbarsgarten geschleudert, die sich entzündete.

Welche Panik, alle Nachbarn haben mitgeholfen aber nur mit Hilfe eines grossen Wasser-Tankfahrzeuges von Braval, das ziemlich zügig kam, war es möglich das Feuer zu stoppen.
Das war ganz, ganz knapp, die Palme steht direkt am meiner Mauer, das Haus ist seit Jahren unbewohnt. Der Garten total verwildert.
Habe schon zig-mal die Freguesia/Camara gebeten und protestiert, die Palme zu entfernen und das Grundstück zu säubern. Es muss immer zuerst was passieren.

Wir hatten sehr grosses Glück, meine Frau und ich stehen aber heute noch unter Schock und Panik. Gott-sei-Dank hatte es gestern abend endlich mal heftig geregnet hier und die Temperatur ist auch merklich heruntergegangen.

Hier ein paar Bilder:

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Glück gehabt :yes: Ich glaube der heftige Regen heute Nacht hat die Lage im Norden entspannt. Hier waren es nur 2 Tropfen.
 
aktuelle Lage der Brände. Nur noch ein einziger kleiner - der Rest wurde von Petrus in der Nacht gelöscht. Hoffentlich ergreift die Regierung endlich die notwendigen Konsequenzen. Diese Karte aktualisiert sich beim daraufklicken.

 
An allen öffentlichen Gebäuden Portugals wehen die Flaggen auf Halbmast: Nach dem Flammeninferno trägt das Land drei Tage Staatstrauer. Die Feuer sind gelöscht; neben dem unermüdlichen Einsatz der Feuerwehren hat diesmal auch das Wetter mitgespielt – es hat nach Wochen absoluter Trockenheit geregnet. In den Waldbrandgebieten in Zentral- und Nordportugal haben die Aufräumungsarbeiten begonnen, die sehr lange dauern werden und deren Auswirkungen noch nach vielen Monaten spürbar sein werden. Es gibt so viele Beispiele, dies zu erläutern, die jeden Text sprengen würden, dass hier nur auf einige wenige eingegangen werden soll. Zum Verständnis der Größenordnung: Der gut 11.000 Hektar umfassende Nationalforst ‘Pinhal de Leiria’, dessen Geschichte vor 700 Jahren begann, als er von Portugals damaligen Königen (modern gesprochen) aus Umweltschutzgründen gegen die Erosion der Dünen und als Schutz vor dem Wind vom Meer angelegt wurde und später, während der Zeit der Entdeckungsfahrten, das Holz zum Schiffbau lieferte, wurde in wenigen Stunden zu achtzig Prozent von den Flammen zerstört. In ganz Portugal verbrannten in diesem Jahr 225.000 Hektar Wald.
In der Nähe von Tondela wartet ein Produktionsbetrieb für Autoteile darauf, dass die Wasser- und Stromversorgung wieder hergestellt wird, denn jeder Tag Produktionsausfall führt zu Engpässen und Stillstand bei Autobauern in Deutschland und Schweden, die zu den Großkunden dieses Werkes gehören. Andere Betriebe in demselben Industriepark haben sind indessen ganz oder teilweise abgebrannt.
Veterinärmediziner beginnen, in den rauchenden Trümmern und Wäldern nach Tieren zu suchen: Kadaver müssen weggeräumt werden, um Seuchengefahr vorzubeugen. Tiere, die das Flammeninferno überlebt haben, müssen oft ebenso wie ihre Besitzer betreut, und medizinisch versorgt werden. Veterinärmedizinische Dienste sollen in den Katastrophenschutz integriert werden.
Der Regen, der die Löscharbeiten erleichtert hat, kann zum Problem werden: Die verbrannten Wälder bieten der Erde keinen Halt mehr; es gab bereits in der Nacht erste kleine Erdrutsche an einigen Hängen.
Die traditionellen Herbstmärkte, daruter die Feira da Santa Iria in Faro (20. - 29. Oktober, Largo de São Francisco) richten Annahmestellen für die Hilfe für vom Feuer Betroffene ein und wollen Teile der Einnahmen spenden.
In Lissabon wird daran gearbeitet, die Zivilschutzbehörde und ihre Einsatzstruktur zu reformieren (s. Artikel am Ende des Posts). Dabei werden die Anregungen der Brandgeschädigten einbezogen: In vielen betroffenen Dörfern (es gibt in den Hinterlandregionen Orte mit weniger als zehn Einwohnern) ist die nächste Feuerwehr weit entfernt. Deshalb möchten die Bewohner solcher Orte eine Zisterne haben und andere Notfallausrüstung von der Feuerpatsche bis zu Feuerlöschern und Löschdecken erhalten, um sich im Notfall selbst helfen zu können. Die Feuerwehr soll und will den Menschen Unterweisung im Umgang mit den Geräten schulen.
Zudem wird schon seit dem Großfeuer in Pedrógão Grande mit 64 Toten im vergangenen Juni geprüft, in welcher Form das zentrale Notfallwarnsystem SIRESP geändert werden muss, das schon mehrfach ausfiel oder nicht über ausreichende Funkkapazitäten verfügte. SIRESP wird teilweise von privaten Telekommunikationsfirmen betrieben, die zwar einen staatlichen Auftrag ausführen, aber wohl allzu sehr von Gewinnüberlegungen geleitet werden. Der Streit um die Verteilung der Aufgaben und der Kosten begann schon 1999 bei der Planung von SIRESP, das seit 2006 besteht und im Zuge der von der Troika verordneten Sparmaßnahmen bei den Kürzungen keine Ausnahme erfuhr.
Zum Weltzivilschutztag im März hatte ich mich in einem Artikel mit der Zivilschutzreform in Portugal befasst und es wird klar, dass das bei diesem Thema viele Personen und Institutionen mitreden, was die Reform nicht erleichtert. Der Artikel steht hier:


hb_Zivil-u-Katastrophenschutz.pdf
drive.google.com
 
@tombraga
danke für die eindrucksvollen Bilder. Schön, dass es nochmal gut gegangen ist. Was denken die Menschen in der Gegend, was passieren muss, damit das endlich aufhört?
 
@tombraga
Was denken die Menschen in der Gegend, was passieren muss, damit das endlich aufhört?

Viel Denken tut hier momentan niemand, alle hier in der Gegend stehen unter Schock.

Danke für die Karte, jetzt sehe ich, welches Feuer (das momentan noch "em resolução" ist) vermutlich die Palme in Brand gesteckt hat.
Die Feuer waren ja an verschiedenen Stellen hier oberhalb von meinem Haus zwischen Bom-Jesus und Sameiro.

Heute nacht hat es jedoch sehr stark geregnet, ich denke, die Gefahr ist jetzt vorbei.

War gestern nochmals auf der Junta, um (wieder mal) zu reklamieren bzw. zu bitten, die Palme endlich im verwahrlosten Nachbarsgarten zu entfernen.

Ich hoffe, bis zum nächsten Sommer passiert was!

Der rote Punkt ist mein Haus:

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Moin, in vielen Gegenden fiel das Internet und alle Netze, bis auf Meo aus. Wie das allerdings gehen kann,???

Die Feuerwehr war vielerorts abwesend, in unserem Concelho, sind in einem Fregusia, etliche Leute komplett ausgebrannt. Ein Dorf wurde von den Einwohners gerettet, 6 ausländische Einwohner und 3 portugiesische Frauen über 90. Sonst wären es noch mehr Tote. Es sind unendlich viele betroffen, ich persönlich kenne schon 20 Leute, deren Häuser komplett ausgebrannt sind.

Kleine Firmen haben großen Schaden erlitten. In Arganil ist ein ganzer Fuhrpark eines Transportunternehmens ausgebrannt, auch ein gerade gelieferter Lkw, mit 0 km.
Einer Autofirma sind 60 Fahrzeuge und das Ersatzleilager ausgebrannt.

Wir hatten nur noch Radio, und dann hört man, die Brände wüteten da und da, und mehr kann man ohne Kommunikation auch nicht machen. Also ohne den Regen, ein einstündiger Platzregen,..

Bloß nichts spenden, denn die gesamten Spenden vom Sommer für Pedrogao sind dort NIE angekommen, da sollten lieber die Spender aus dem Ausland bei der portugiesischen Botschaft nachfragen, das wäre mehr Hilfe.

Am Samstag hatte die Zivilschutzbehörde und der SIREP eine großangelegte Katastrophenschutzübung, vom realen zum idealen, war das Motto.
 
Bei uns in V.N.Santo André haben sich einige Gruppen zusammengetan und sammeln von Gaderobe bis Lebensmittel. Sie sind in Kontakt mit einigen betroffenen Dörfern und werden an diesem und auch am nächsten Wochenende persönlich hin fahren und die Spenden übergeben. Es ist schon viel zusammengekommen. Auch Futtermittel für die Tiere.
 
Doris, so ist das toll, denn dann kommt es bei den Betroffenen an.

Das mit den Mischwäldern, mag zwar stimmen - macht aber für viele Concelhos keinen Sinn.
Arganil, z.B. war sehr betroffen und da gibt es nur Eukalyptus, reine Monokultur seit Jahren schon.

Die meisten Portugiesen sagen das ist Terrorismus. Gedacht wird hier echt noch nicht viel, wir stehen alle unter Schock.

Hier im Concelho sind alle" Obdachlosen" in der Begegnungsstätte der Camara untergebracht, und werden auch gefüttert. Das also funktioniert sehr gut.
 
Wenn irgendjemand hier in der Nähe wohnt, wir sind für jegliche Spende dankbar.
Ich kenne die Leute persönlich und garantiere für die direkte Hilfe.
 
Die Palme aus Nachbars-Garten, die vorletzten Sonntag gebrannt hat, ist jetzt endlich gefällt.

Hier ein Beispiel, wie man aber eigentlich nicht eine Palme fällen sollte. Gut, das ich zu Hause war, sie wollten die Palme erst längs zu meiner Mauer fallen lassen, womit ich natürlich nicht einverstanden war.

[DLMURL]http://downloads.magoarte.com/video/corte%20palmeira%2025_10_17.mp4[/DLMURL]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Der schöne Zaun kaputt...
Wenn man einen Baum fällt, dann sollte man ja schon vorher einen Schritt weiter denken, wohin der Baum dann fällt. Das gehört aber nicht zum Auftrag "Baum fällen". Es ist erstaunlich, wie viele Portugiesen es noch gibt, die nicht im Voraus planen können.
 
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