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Erlebnisse im Nürnberger Tierheim 1995

Wolfgang

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Als ich noch in Nürnberg war, wollte ich mal ein Büchlein schreiben über die Hunde in Nürnberg.
Hintergrund war, weil mein alter Riesenschnauzer Anja (eigentlich Sabra vom Föhrenwald) an einem Sonntag plötzlich Probleme mit der Atmung bekam und ich nicht wusste, wo ich schnell einen Hundenotdienst erreichen konnte (heute ist das alles wesentlich besser organisiert).



Bei dieser Recherche über Hunde in Not durfte natürlich das Nürnberger Tierheim nicht fehlen:
Hier meine damaligen Erlebnisse. Ich hoffe, es gefällt euch:

Ein Tierheim ist eine gesellschaftlich notwendige Einrichtung, die aus der Verantwortung für das einzelne Tier eine gemeinnützige und humanitäre Aufgabe im öffentlichen Interesse wahrnimmt:

Die wesentliche Funktion besteht darin, in Not geratenen Tieren aller Art sofort und unbürokratisch eine Bleibe und Versorgung zu bieten. Die Rückgabe von Fundtieren an den Besitzer sowie die Vermittlung von herrenlosen, Hunden, Katzen und Kleintieren an Tierfreunde

Teil 1:

Der Besuch im Tierheim vom 12.2.1995 bis 15.2. 1995

„Baruch"... Ja, das ist sie, die sonore Stimme, die Du schon so oft im Radio hörtest: „Ich bin ein Hund - und ich ein Kätzchen - und Danny sucht für uns ein Plätzchen". Du hast den Leiter, des Nürnberg Tierheimes persönlich am Telefon.

Spontan ging es mir der Gedanke durch den Kopf, wie oft Du dieser Stimme schon gelauscht hattest, wenn sie, sachlich und ruhig, von den Tragödien und traurigen Tierschicksalen berichtete, daß Dir manchmal das Blut in den Bauchraum versackte und Du am liebsten gleich losgefahren wärst, um diesem armen Geschöpf ein Zuhause zu geben - und an die Rachegedanken gegenüber denjenigen „Menschen", die aus purer Dummheit und Blödheit zu solchen Taten fähig sind.

Ich muß deshalb ganz schön gestottert haben und es wird wohl auch so gewesen sein, daß der Herr Baruch anfangs nicht so recht wußte, was ich eigentlich von ihm wollte. Trotzdem hat er mich freundlich eingeladen, im Tierheim vorbeizukommen, was ich natürlich sehr gerne tat.

„Wenn Sie über unser Tierheim berichten wollen, so sollten Sie sich selbst ein Bild machen und Ihre eigenen Eindrücke gewinnen. Sofern Sie wollen, können Sie unseren Pflegern ein paar Tage gerne mithelfen, die Hunde zu versorgen. So erhalten Sie den besten Einblick in unsere Arbeit und es ergibt sich sicher die Zeit für ausführliche Gespräche.

Sie sollten aber, am besten mittwochs, donnerstags und freitags kommen. An einem einzigen Tag wäre unser normale Arbeitsablauf nicht zu erfassen.

Klar, daß ich am nächsten Mittwoch früh im „Raubtierfängerlook" in der Stadenstraße angetreten war - in ausgewaschenen Jeans und einem altem Wollpullover.

Nach einer kurzen Vorstellung beim Pflegepersonal stand ich plötzlich dumm in der Tierküche herum und gleich jedem im Weg. Die Freßnäpfe aus Edelstahl wurden abgespült, denn die Hunde erhalten pünktlich um 8 Uhr Ihr „Fressi". Es ist eine Hundenahrung aus der Dose. Aber keine billige Sorte, nein - diejenige, die lt. Werbeaussage jetzt besonders schonend zubereitet wird. Sie wissen schon - die, die auch führende Hundezüchter empfehlen (vielleicht, weil sie Geld dafür kriegen). In einem großen Alu-Topf wird der „Zaubertrank" täglich frisch zubereitet. Die Doseninhalte werden entweder mit Reis oder mit Hundeflocken angereichert und anschließend mit Wasser eingerührt.

Die Schonkost für kranke oder alte Tiere besteht aus frischen Hühnchen, reinem Rinderhack (alles natürlich vorher ausgiebig gekocht) und Reis oder Kartoffelbrei. Die Jüngsten erhalten 3 Mal täglich eine spezielle Welpennahrung, auch aus der schonenden Hundefutterfabrik.

Also nix mit Essensresten, Abfällen und so, ein wirklich dummes Geschwätz und Gerücht.

Kurz vor 9 Uhr werden, die von den Heimbewohnern gründlich ausgeleckten Schüsseln, eingesammelt und anschließend abgewaschen. Jetzt wissen Sie auch, wann ich im Tierheim eintraf.

Das geschäftige Treiben in der Küche hatte selbstverständlich seinen Grund. Täglich um 9.30 Uhr trifft sich die gesamte Belegschaft im Aufenthaltsraum, um den Tagesablauf und die Erlebnisse bzw. Ergebnisse des Vortages zu besprechen. So ist der notwendige Erfahrungsaustausch gegeben - und jeder weiß über jeden Hund im Detail Bescheid. Das ist auch die beste Zeit dafür, denn Susi, Strolchi und Co. brauchen nach dem guten Fressen ihre Verdauungsruhe. So machen die Pflegerinnen und Pfleger ein ausgiebiges Arbeitsfrühstück und das Mittagessen entfällt dafür. Wenn Sie also einmal im Tierheim anrufen sollten, dann bitte nicht zwischen 9.30 Uhr und 10.30 Uhr, da ist große Lagebesprechung und Sie würden stören (Notfälle natürlich ausgenommen).

Der Umgang ist offen und kameradschaftlich. Keine misstrauischen Blicke in meine Richtung - aber neugierig waren sie schon, wer da plötzlich unter ihnen weilte. „Da geht's ja richtig locker zu" - dachte ich. „Essen austeilen, abwaschen und gleich eine Stunde frühstücken, na - in den 3 Tagen geht's mir gut!" Doch dann wurde auch ich - nach der 4. Tasse Kaffee - zur Arbeit eingeteilt.

Mittwochs ist immer der „große Kehraus" im Tierheim, da an diesem Tag kein Publikumsverkehr stattfindet. Die mir geliehenen, etwas zu großen Gummistiefel mit der Aufschrift "Dr. M" sollten sich an diesem Tag noch als sehr nützlich erweisen. Also schwappte ich - froh gelaunt wie der gestiefelte Kater - dem „Zivi" (Zivildienstleistenden) hinterher, der mir wortlos vor dem ersten Boxentrakt eine Schaufel und einen Eimer in die Hand drückte...

Aus war es mit der Gemütlichkeit!

Habe ich doch auch bei meiner Anja mal einen unbeabsichtigt abgedrückten „Kaktus" fachgerecht entsorgen müssen. Aber eine Plantage mit 50 verschieden, blühenden „Kakteen-Arten" duftet da schon etwas intensiver.... und zwar jede einzelne für sich... So lernte ich gleich eine der unangenehmen, aber notwendigen Seiten der Tierpflege kennen.

Damit Sie sich das vorstellen können:

So ein Boxentrakt besteht aus 20 Einzelboxen, in denen jeweils ein oder zwei Hunde (wenn sie sich gut vertragen) untergebracht sind. Die Zellen sind seitlich, durch eine halbhohe Mauer und mit Maschengitter darüber, voneinander getrennt. Jeder Hund hat einen warmen Innenraum (mit Fußbodenheizung, ca. 2 x 4 Meter) und ein, durch ein Schiebetürchen in der Außenmauer erreichbares Freigehege (ebenfalls 2 x 4 Meter), das für seine dringenden Geschäftsangelegenheiten zur Verfügung steht.

Meine ehrenvolle Aufgabe bestand zunächst darin, mit den anderen Pflegern zusammen, diese Freigehege zu säubern; also mit besagter Schaufel, zuerst und - möglichst vollständig - die braunen Hinterbliebenen in den Eimer zu befördern. So ungefähr wie der Puck-Einsammler beim Eishockeyclub vor dem Spiel.

Da es eisig kalt war an dem Tag, kam ich mir auch vor wie der Hans Jürgen Bäumler, aber ohne Marika Kilius. Bereits nach kurzer Zeit beherrschte ich die Tragehaltung des Eimers aus dem „FF", indem ich ihn in einem exakten 75 ° Winkel, seitlich, aber weit weg von der Nase, mitführte. Die verstohlen grinsenden Gesichter der Pfleger verrieten mir schon vorab, daß ich wahrscheinlich Abstriche in der A-Note (technische Interpretation), aber dafür eine bessere B-Note erhalten würde, wegen meinem künstlerischen Ausdruck. Nach ca. 8,5 kg waren alle Pucks im Körbchen und mein linker Arm lahm. So ist es, wenn man nicht täglich trainiert....
 




Teil 2

Die letzten Schokoladenkrümel schwebten alsbald unter meinem Schrubber, untrennbar mit Meister Propper und den ehemaligen Nierenprodukten verbunden, auf einem Schaumteppich im Zweivierteltakt. Danach huschte ich, auf meinen Gummistiefeln gleitend, mit einem Gartenschlauch von Zelle zu Zelle, um diese, soeben von meiner Hand erschaffene Symbiose, mit starken, aber wohl gezielten Wasserstrahlen im Gulli für immer zu versenken. Und die entstandene, frische Eisfläche glänzte im Abendrot heller und glatter, als die im Olympiastadion zu Garmisch vor dem Auftritt der Katharina Witt bei der Weltmeisterschaft.

Auf meine Frage am nächsten Morgen: „Warum reinigen Sie eigentlich noch mit der Hand und nehmen keine kleinen Dampfstrahler?" erhielt ich postwendend die passende Antwort: „Hatten wir schon probiert.... Bis die Dampfstrahler am Strom und am Wasser angeschlossen sind, ist der halbe Zellentrakt schon sauber. Außerdem müssen Sie den Kasten und das Stromkabel ständig mit bewegen. Das ist zu umständlich. Wir reinigen turnusmäßig selbstverständlich auch mit Dampfstrahler, aber dann mit dem „Großen", dem unter Hochdruck bei 160 Grad die Fließen glühen und fast davon schwimmen".

Herr Baruch hat mir freundlich, wie das seine Art ist, erklärt, dass das Reinigen der Boxen keine schöne Aufgabe sei (hat er mir gestern zugesehen?), dafür ist sie täglich notwendig und man erhält erst Kontakt zu den Tieren, wenn diese instinktiv merken, dass man ihnen hilft. Mit dem Ergebnis müssen die Damen und Herren trotz meiner schlechten A-Note nicht ganz unzufrieden gewesen sein: „Bei uns hier heißt das nicht „Sie", sondern „Du"..." - Das war doch mindestens eine glatte 5,0.

Als ich dann nach dem morgendlichen Meeting um 10.30 Uhr mit den Hunden Wiedersehen feierte, standen mir Tränen der Rührung in den Augen. Hatten mir doch meine neuen Freunde über Nacht wieder - mit mehr oder weniger großer Mühe - goldbraune Geschenke auf die Eisfläche gelegt.

Donnerstags ist Tierarztvisite. Wenn sich die Tür der Krankenstation nur einen Spalt nach innen bewegt, ist sofort die Disco eröffnet, Jubel, Trubel, Heiserkeit. Ein Gekläffe und Gebelle, dass Du Dein eigenes Wort nicht mehr verstehst. Die Anordnungen der Tierärztin verloren sich hoffnungslos im Lärm. So durfte ich es „life" erleben, wie eine ruhige und zierliche Krankenpflegerin explosionsartig die gute Stimmung zunichte machen kann. Ein lautes und höchst energisches „RRRUHE" ließ - wie auf Kommando sofortige Totenstille einkehren und die Unterkiefer der Patienten zuklappen sogar bei denen, die daran verletzt waren. Selbst die Ärztin führte ihre Ausführungen mit gedämpfter Stimme fort.

Die medizinische Versorgung der Tiere ist ausgezeichnet. Dies wird von namhaften Tierärzten aus Nürnberg gewährleistet, die 3 Mal in der Woche persönlich anwesend sind. Es ist ein komplett ausgerüsteter OP vorhanden. Notfälle werden, sofern kein Tierarzt zugegen ist, von den erfahrenen Pflegern in die dienst habende Praxis oder Klinik gefahren und dort versorgt, oder andernfalls gleich im OP vorbereitet. Demnächst soll ein Tierarzt ganztägig angestellt werden( Anm. 2014: das ist natürlich schon längst erledigt). Sie können sicher sein - jedes Tier, das das Tierheim verlässt, ist voll geimpft und nach menschlichem Ermessen gesund.

Neuankömmlinge” werden zunächst in Quarantäne gehalten, untersucht und geimpft, bevor sie - nach ein paar Tagen der Beobachtung - zu den anderen Insassen in den Boxentrakt verlegt werden. Das geschieht automatisch bei jedem Hund, der unbekannt eingeliefert wird, um Infektionskrankheiten vorzubeugen.

Der Maxl jedoch, ein kleiner, beiger Dackelmix - auch Manta-Maxl genannt, weil er fast 40 cm lang und nur 4 cm tief ist, daß sein Spoiler fast den Boden berührt -, wurde nicht geimpft, obwohl er auch neu angekommen ist. Er ist schon bekannt, wie wenn er nicht beige, sondern bunt wäre und er ist bereits immunisiert für dieses Jahr.

Maxl fährt für sein Leben gerne U-Bahn, Straßenbahn und Omnibus - also mit Allem, was irgendwie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu tun hat und er hat den seltenen, aber für ihn unwiderstehlichen Trieb, schnell in jede Preßluft betriebene, offene Bahn- oder Bustür zu springen, wenn diese gerade pfeifend schließt. Wegen diesem Trieb sitzt er auch immer nur im „Triebwagen". Natürlich - seiner eigenen Farbe zum Trotz - fährt er schwarz, bis es dunkel wird. Irgendwann wird er vom Fahrer bemerkt und bei der Bahnpolizei oder der VAG abgegeben, weil als letzter Passagier nur ein kleiner, zufriedener, glücklicher Hund übriggeblieben ist - und er kommt ins Tierheim.

Bis sein Herrchen das Kostgeld am Hauptbahnhof zusammengebettelt hat, können schon ein paar lustige Tage im Warmen - und bei hervorragender Küche - vergehen; ehe der Maxl incl. Herrchen wieder in die Kälte entlassen wird; der eine mit Wehmut, der andere mit Wermut.

Vielleicht erhält der Besitzer mal einen Rabatt, weil sein Maxl doch so oft in der Stadenstraße (Anm. Adresse des Tierheimes) logiert, oder Sie spenden freundlicherweise dem Tierheim einen kleinen Beitrag unter dem Kennwort „Manta-Maxl".

Fortsetzung folgt:
 
Teil 3


Dienstags, donnerstags und samstags, Pünktlich um 14.00 Uhr öffnet sich die Eingangspforte und die „Hundebesitzer in Spe" dürfen herein. Das sind Menschen wie Du und ich, aus allen Bevölkerungsschichten - aber mit einem gemeinsamen Interesse - einem kleinen oder großen Liebling ein richtiges Zuhause zu geben.

Bei dem „richtigen Zuhause" können aber schon einmal unterschiedliche Auffassungen zwischen den Vorstellungen des Tierheimes und denen der neuen Hundehalter vorliegen. Glauben Sie mir - wenn ein Hund nach kurzer Zeit wieder zurückgegeben wird, weil der Tierpfleger bei der Vermittlung einen vermeidbaren Fehler begangen hat, dann gibt der Danny Baruch Zunder, dass Sie glauben könnten, ein Jagdpanzer hat den Rückwärtsgang nicht gefunden. Diese „Fehlvermittlungen" sind aber höchst selten, und die überwiegenden Ursachen liegen nicht in den Fehleinschätzungen des Personals, sondern hauptsächlich in falschen Vorstellungen über die artgerechte Hundehaltung.

So nutzt es dem Hund und auch dem Tierheim nichts, wenn Du - verzaubert von dem treuen Blick - Deinen Waldi freudestrahlend in Empfang nimmst, und ihn 14 Tage später tränenüberströmt wieder abliefern mußt, weil Dein Vermieter keine Hundehaltung zulässt. Was da zurückbleibt ist ein trauernder Hundebesitzer a. D., ein völlig verstörter Waldi und ein Idiot von Vermieter. Also macht man's erst gar nicht.

Es gehört deshalb zur Pflicht und zur Aufgabe eines jeden Tierheimes, die persönliche Situation des neuen Hundehalters schon vor der Abgabe des Hundes zu prüfen, was nicht immer leicht ist, weil es einem die „Jetzt-gleichunbedingt-sofort-diesen-Hund-haben-Wollenden" nicht immer leicht machen.

Zu oft wurden die Pflegerinnen und Pfleger - oder besser ausgedrückt eigentlich die Hunde - schon enttäuscht, weil die Verpflichtungen und Herausforderungen im persönlichen Umfeld, die mit einem fremden Hund zwangsläufig entstehen müssen, schlichtweg unterschätzt bzw. zu optimistisch beurteilt werden.

So ist schon einmal ein Hund gleich am nächsten Tag wieder zurückgegeben worden, weil sich der „Kläffer" in der Nacht und in unverschämter Weise erlaubte, 2 Mal zu bellen und die noblen Herrschaften deswegen aus ihrem Schönheitsschlaf erwachten. Tags zuvor war das Bellen natürlich kein Thema - das machen alle Hunde. Aber doch nicht gleich 2 Mal, und in der Nacht schon überhaupt nicht. Die Dummheit und die Arroganz kennt manchmal keine Grenzen...

Oder es fehlt schlichtweg an der Geduld, das Tier langsam an seine neue Umgebung gewöhnen zu lassen.

Der Ferdl, ein 7 Monate alter Jagdhund-Mix und sehr kinderlieb, wurde an eine Familie mit 3 Kindern vermittelt. Das war für den Hund überhaupt kein Problem, da er Kinder gewohnt war.

Als aber, nach nur zweitägiger Eingewöhnungszeit zum großen Kindergeburtstag geladen wurde, 15 Rabauken den Ferdl stundenlang unbeaufsichtigt drangsalierten und wie ein Spielzeugauto durch die Gegend zogen, geriet der Hund natürlich irgendwann in Panik. Er hat dann auch eines dieser „Plärrmonster", das ihn wieder kräftig und lautstark am Schwanz packte, gezwickt. Hätte er mit voller Kraft gebissen, wär das Ärmchen locker ab gewesen. Er hat nach diesem Quälgeist aber nur deswegen leicht geschnappt, weil er endlich seine Ruhe haben wollte.

So war die gefährliche „Bestie" eine potentielle Gefahr für die Menschheit und am darauf folgenden Tag wieder da und er wurde zwei Wochen später natürlich mit entsprechenden Warnhinweisen - wieder an eine, allerdings hundeerfahrene Familie mit Kindern gegeben. Das ist jetzt schon über 2 Jahre her und der Ferdl ist der beste Spielkamerad, hat nie wieder gebissen und ist die geduldige Sanftmut in Person.

Sie werden also nicht ohne Grund um eine Selbstauskunft gebeten, die rechtlich auch Gegenstand des Überlassungsvertrages wird und es gibt vorher ein ausführliches Gespräch, das der Tierpfleger mit Ihnen führt. Sehen Sie es ihm bitte nach, wenn er Sie auch etwas zu Ihren persönlichen Verhältnissen fragt. Er kennt Sie nicht und soll sich in ein paar Minuten ein Bild machen. Das ist keine leichte Aufgabe. Es ist ein gesundes Misstrauen im Interesse der Hunde - und er meint es mit Sicherheit nicht persönlich. Ihn interessiert, ob sich z.B. der Zeitaufwand Ihres Berufes mit einer artgerechten Hundehaltung vereinbaren läßt und es ist ihm wurscht, ob Sie 3000 DM oder 30000 DM im Monat verdienen: Es nützt auch nichts, wenn man zwar einen großen Garten hat, wo der Hund hinpinkeln kann, er aber trotzdem stundenlang allein gelassen werden müsste. Wenn der Hund als Alarmanlage und nicht als Familienmitglied geplant ist, so holen Sie sich diese bitte beim Elektriker - und nicht vom Tierheim.

Fortsetzung folgt...
 
Teil 4

Wenn Sie die häufig auf dem „Land" anzutreffende Meinung teilen sollten, daß ein Hund in den Zwinger gehört, so sind Sie sicher auch kein Kandidat für einen Hauptgewinn und dürfen mit einem Trostpreis nach Hause, nämlich mit der Erkenntnis, dass die im Tierheim vermittelten Tiere niemals zur Zwingerhaltung hergegeben werden. Bingo!

Lassen Sie sich ruhig vom Pfleger beraten, welcher Hund für Sie geeignet ist. Er kennt die Charaktereigenschaften seiner Hunde genau.

Die Schönheit ist oft ein sehr schlechtes Beurteilungskriterium - und es ist so, wie bei uns Menschen auch. Was nützt einem die schönste Larve und die beste Figur , wenn sich dahinter eine „Bißgurrn" verbirgt, oder der schönste Jüngling, wenn er ständig anderen Weibern nachrennt.

Hunde mäßig ausgedrückt: Was bringt Ihnen ein wunderschöner Husky (Schlittenhund) wegen seiner bildschönen, eisblauen Augen, wenn er Ihr künstliches Hüftgelenk täglich auf die Zerreißprobe schickt und Ihnen Ihr Orthopäde im Vorbeihuschen freundlich nach winkt und „auf Wiedersehen" brüllt...

Auch wird natürlich überprüft, ob die von Ihnen gemachten Angaben mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmen. Flunkern nützt also überhaupt nichts... Sie erhalten nach ein paar Tagen ohnehin lieben Besuch vom Tierheim; und diesem Beauftragten ist es egal, ob bei Ihnen gerade aufgeräumt ist, oder nicht. Er will was anderes wissen und hilft Ihnen deshalb auch nicht beim Saubermachen - nimmt aber dafür den Hund sofort wieder mit, wenn bei der Selbstauskunft gemogelt wurde. Aus die Maus.

Die Nachfrage bei Welpen ist erfahrungsgemäß besonders groß. Für ältere Menschen empfiehlt sich wärmstens ein bereits älterer Hund, der seine „Lausbubenstreiche" hinter sich hat. Sie haben dann mit Sicherheit einen treuen, aufrichtigen verständnisvollen und liebenswerten Freund gegen die Einsamkeit, der nicht mehr so viel Auslauf benötigt, wie ein quirliger, westsibirischer Sprungkojote und der Ihnen durch seine Ausgeglichenheit und Anwesenheit den Lebensabend angenehm verschönt. Aus diesem Grund haben gerade die älteren Hunde des Tierheimes eine sehr gute Chance, wieder ein neues Zuhause zu finden. Also nix war's mit dem Vorurteil, dass ältere Hunde nicht mehr vermittelt werden können. Ganz im Gegenteil.

Wenn Sie ein „Single" sind, sollten Sie bitte nur nach einem Hund fragen, wenn Ihnen aus beruflichen Gründen die Hundehaltung auch möglich ist. Sie bekommen mit Sicherheit keinen, wenn vorauszusehen ist, dass der Hund regelmäßig über mehrere Stunden alleine wäre - oder sie gehen mit einem lieben Kätzchen nach Hause - auch das ist schon passiert.

Bei Familien sollten sämtliche Familienmitglieder mit dem künftig in häuslicher Gemeinschaft lebenden, neuen „Verwandten" einverstanden sein. Der Pfleger muss dies auch erkennen können. Geben Sie ihm dazu bitte die Möglichkeit und kommen Sie deshalb nicht alleine ins Tierheim, weil Ihnen sonst die angenehme Ehre zuteil wird, Ihren Besuch zu wiederholen - und zwar mit Ihrer Familie. Und dann kann es natürlich vorkommen, dass der von Ihnen vorab auserkorene Favorit anderweitig vermittelt worden ist. Blöd gelaufen!

"Reservierungen” sind grundsätzlich nicht möglich. Und das ist auch gut so. Sonst würden im Tierheim weitere 120 „reservierte" Hunde warten, bis zum Sankt Nimmerleinstag, weil die „Reservisten" nie wieder gekommen sind, obwohl sie tags zuvor den Hund unbedingt wollten und verbale Anzahlungen in Millionenhöhe geleistet hätten. Tierliebe ist - im Gegensatz zur menschlichen Liebe - nicht käuflich. Lassen Sie Ihr Pulver also stecken, das ist kein Bewertungsmaßstab und ich habe es als angenehm empfunden, daß sich mit Geld doch nicht alles kaufen läßt, zumindest im Tierheim nicht.

Wie Sie in der nachfolgenden Geschichte erfahren, kann auch einmal der Hund als Sieger hervorgehen. Dies ist jedoch schon ein paar Jahre her.

Der Schorsch aus Langwasser hatte sich - ohne Wissen und Einverständnis seiner angetrauten Olga - einen Dackel mit Namen Lumpi geholt und seitdem jede Minute und seine ganze Kraft in die Erziehung und in die Weiterbildung seines Lumpi gesteckt. Jedesmal, wenn die Olga den Schorsch zärtlich erinnern wollte, daß es noch was Anderes außer Weiterbildung zum Stecken gibt und beim Schorsch die dafür vorgesehene Einrichtung manuell auf ihre Funktionsfähigkeit überprüfen wollte, wurde sie vom Lumpi gründlich mißverstanden.

Vor dem Scheidungsrichter hatte sie zwar einräumen müssen, daß der Schorsch schon vorher - aus religiösen Gründen - seinen ehelichen Verpflichtungen nur an Weihnachten nachgekommen sei; genützt hat es ihm aber nichts, weil die Olga Rechnungen eines Handchirurgen vorlegen konnte, die in die Tausende gingen.

Jetzt führt der Schorsch eine wilde, aber glückliche Ehe mit seinem Lumpi und die Olga arbeitet im Tierheim. Wie das Leben so spielt....

Fundhunde werden nach 10 Tagen automatisch zur Vermittlung freigegeben, sofern sie gesund sind. Wenn sich - wider Erwarten - der Hundeeigentümer später doch noch meldet, erhält er seinen Hund selbstverständlich zurück - auch wenn es diesem zwischenzeitlich bei seinem neuen Besitzer bedeutend besser gefallen sollte. Da ist selbst der Tierschutz machtlos, sofern der Alteigentümer sein Tier nicht offensichtlich gequält hat. Schnell ist eine Herausgabe des Tieres durch Eigentumsnachweis an der Sache „Hund" richterlich erzwungen und auch legal. Hunde zählen - nach geltendem Recht - teilweise immer noch zu den „Sachen" und nicht zu den schützenswürdigen Lebewesen. Ignatz Kiechle, die Hunde danken es Dir im Namen des Bauernstandes, der Nutztier-Lobby und der Profit-Geier.

Wenn Sie sich vorstellen, daß die Haltung eines Kettenhundes, mit ein paar windigen Voraussetzungen, nach wie vor gestattet wird, erkennen Sie schnell, daß im Tierschutzgesetz noch vieles verbesserungsbedürftig ist.

Freitags und montags von 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr ist immer „Gassi - Tag".

Da begegnen Sie denjenigen Hundefreunden, die einfach den armen Tieren ein bißchen Freude bereiten wollen. Viele ältere Menschen übrigens, aber auch Kinder... Fräulein Tochter und Herr Sohn soll einmal hautnah erfahren, daß ein Hund kein Spielzeug ist, auch wenn man es noch so will - sondern eine langjährige Verpflichtung und Fürsorge beinhaltet. So geht man mit Kind und Hund spazieren und hat einen Maßstab, wie ernst es dem Kind mit seinem Hundewunsch tatsächlich ist. Eine sehr gute Idee übrigens...
 
Teil 5

Oder Sie wollen den Hund, den Sie für sich ausgesucht haben, erst näher kennenlernen, bevor Sie ihn nehmen.

Egal welche persönliche Motivation auch vorhanden ist. Sie machen allen wedelnden, armen Schluckern wirklich eine große Freude, wenn Sie die sonst „eingeschlossenen" Tiere im schönen Reichswald spazieren führen. Das erfreut Mensch und Tier - und frische Reichswaldluft ist obendrein auch noch gut für Ihre Gesundheit.

Gefährlich ist es eigentlich nicht, da die Hunde ständig angeleint sind und auch sein müssen. Um einen Hund auszuführen zu können, sollten Sie mindestens 18 Jahre alt sein und Sie dürfen vorher Ihre Personalien angeben. Bringen Sie deshalb das erste Mal bitte Ihren Personalausweis mit. Sonst gehen Sie nur mit einer Leine spazieren - ohne daran hängendem Hund. Und weil wir gerade bei der leeren Leine sind: Es ist natürlich auch verboten, die Hunde beim Spaziergang von der Leine zu lassen, da sich die Hunde eventuell untereinander beißen würden.

Einen Zwischenfall will ich Ihnen in diesem Zusammenhang aber doch nicht verschweigen - mit dem Walter und der Senta... - und ich hatte das Glück, den sagenumwobenen Walter sogar persönlich kennenzulernen:

Der Walter ist ein wahrhaftiger Tierfreund, der schon so manche Erdumsegelung durch die fränkischen Regenwälder, mit einem Tiefflieger an der Leine, absolviert hatte. Außerdem ist er die Pflichterfüllung und die Zuverlässigkeit in Person. Deshalb war für die gesamte Mannschaft des Tierheimes Alarmstufe Rot - und man machte sich große Sorgen, weil der Walter um 16.20 noch immer nicht den Heimathafen angeflogen hatte.

Ebenfalls mit ihm vermisst wurde die Senta, ein Schäfer-Mix und eine Seele von Hund... Um 17.30 konnte endlich Entwarnung gegeben werden - und zwar durch den Walter persönlich. Nicht über Funk, sondern aus der Telefonzelle.

Er war bereits im Landeanflug kurz vor Behringersdorf und musste wahrscheinlich - von seiner Copilotin Senta fortwährend animiert - ebenfalls einmal Treibstoff ablassen. Und für dieses technisch höchst schwierige Tankmanöver benötigt man bekanntlich unbedingt zwei freie Hände.

Die eine Hand führt die artistische Arbeit des Aufknöpfens der Hosenlade unter gleichzeitiger Spreizung des Unterhosenschlitzes mit anschließender Freilegung des Tankstutzens durch, während die andere Hand synchron dazu den sonst unvermeidbaren Sinkflug der Hose auf den feuchten Waldboden verhindert.

Und wenn Du dabei noch einen kräftig zerrenden Hund an der Leine hast, bleiben Dir eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder Du läßt es gleich ungeöffnet laufen, oder der Feucht-Effekt stellt sich - abgemildert aber mit Streuwirkung - bereits schon nach dem ersten „Rucker" des Hundes ein.

Deshalb hat der Walter - um beide Hände vorschriftsmäßig nutzen zu können - die Senta mit der Leine an den nächsten Baum gebunden und sich in aller Ruhe, voll konzentriert und im Rückenwind, seinem Bedürfnis gewidmet. Außerdem war es ihm peinlich, wenn ihm eine - dazu noch unbekannte Dame, dabei zugesehen hätte.

Leider konnte der Walter allerdings nicht wissen, daß die Senta schon einmal an einem Baum im Wald hing - nicht weil seinem Vorbesitzer ebenfalls ein Bedürfnis plagte, sondern weil er sie ausgesetzt hatte. Das hatte der Hund natürlich nicht vergessen!! und ihren erleichterten Chefpiloten um keinen Preis der Welt mehr an sich herangelassen. Der Walter hatte es sich nämlich durch diesen Baum-Looping bei der Senta verschissen bis in die Steinzeit. Ihm blieb deshalb nichts anderes übrig, als in die nächste, 4 km entfernte, Telefonzelle zu laufen und im Tierheim anzurufen.

Als die Senta den Tierschutzwagen kommen sah, wedelte sie schon freundlich mit dem Schwanz und ließ sich vom Pfleger, händeleckend und freudig ins Fahrzeug führen. Auch das hatte der kluge Hund seinem „Retter" nicht vergessen.

Der Walter geht jetzt im Tierheim vor dem Start immer gleich mehrmals aufgeregt ins Klo - und es heult jedes mal heraus, wie wenn bei einem Jumbo-Jet die Triebwerke auf volle Schubkraft überprüft werden. Safety first!

Ich bin dem Danny Baruch und seiner Mannschaft sehr dankbar, daß ich drei aufregende Tage mit ihm und seiner Crew verbringen durfte. Vielleicht finden sich noch mehr Helferinnen und Helfer, die hier nacheifern wollen. Arbeit gibt es immer

Fortsetzung folgt...
 
Teil 6

Wenn jemand behauptet, den Tieren im Nürnberger Tierheim gehe es schlecht, so gehört dem eins auf den Nuschel. Das ist einfach nicht wahr.
Wenn jemand sagt, dass es den Tieren im Tierheim gut geht, hat er recht; und wenn er sagt, dass sie sich hier wohl fühlen, dann ist das falsch.

Das Tierheim kann den in Not geratenen Tieren nur eine Unterkunft bieten, aber kein Zuhause. Die Hunde haben ausreichend Platz und Auslauf, das Fressen ist hervorragend, die ärztliche Versorgung ebenso. Damit allein wird ein Hund aber nicht glücklich. Er fühlt sich nicht geborgen, weil der Familienanschluss fehlt, egal wie schlimm er auch früher war.

Deshalb ist es auch nicht gut, wenn ein Hund sein ganzes Leben oder einen sehr langen Zeitraum im Tierheim verbringen müßte. Der Hund braucht als Rudeltier eine Bezugsperson, die er beschützen und bewachen kann unerschütterlich und treu bis über den Tod hinaus - sonst geht er psychisch zugrunde.

Gottlob werden nach spätestens 8 Wochen und - dank vieler Tierliebe nahezu alle der meist 70 Hunde ein neues Zuhause gefunden haben.

Es passiert deshalb äußerst selten, daß ein Tier nach diesem Zeitraum aufgrund seiner Verhaltensweise nicht vermittelbar ist. Da muß das Tier schon von einem sogenannten „Menschen" vorher so verhaltensgestört gemacht worden sein, daß es nicht mehr umdenken will oder keine Kraft mehr dazu hat.

Jetzt ist die eigentliche Kunst des Tierpflegers gefordert, der dieses Tier langsam, aber sicher wieder motivieren und aufbauen muß. Dies gelingt in den meisten Fällen auch. Parallel dazu gibt es gottseidank viele Hundefreunde, die auch diesen „schwierigen" Hunden mit unendlicher Geduld und Liebe einen schönen, wohlverdienten Lebensabend bereiten. Diesen Menschen gebührt besonderer Dank und Anerkennung, denn ohne sie wäre ein Tierheim nur eingeschränkt aufnahmefähig bzw. der erforderliche Personalaufwand müßte um ein Vielfaches höher sein, was aber nicht zu finanzieren wäre.

Wenn jemand sagt, die Tiere bekämen im Tierheim ihren „Knacks" weg, so gehört dem auch eins aufs Maul, aber kräftig (Entschuldigung). Genau das Gegenteil ist der Fall. Diejenigen Tiere, die mit einem „Knacks" eingeliefert werden, bekommen ihn in fast allen Fällen wieder weg!

Man braucht keine Angst zu haben, daß man schief oder vorwurfsvoll angesehen oder als „Mensch zweiter Klasse" behandelt werden würde, wenn man sein Tier im Tierheim abgeben muß oder will. Egal - aus welchen Gründen auch immer - wenn es im Interesse des Tieres nur überhaupt getan wird und nicht an einem Baum im Wald endet.

Oft sind es unverschuldete, unvorhersehbare oder unabdingbare Gründe, die zu diesem für Mensch und Tier höchst unerfreulichen Schritt veranlassen. Die Pfleger sind hier Tragödien leider gewöhnt. Es wird deshalb nicht gefragt nach „Gut" oder „Böse",,,Richtig" oder „Falsch", oder sonstigen moralischen oder ethischen Wertvorstellungen, sondern es geht einzig und allein um das zukünftige Wohlergehen des Tieres und es kostet keinen Pfennig.

Leider werden im Jahr noch immer ca. 90 Hunde rund um Nürnberg ausgesetzt - das sind 90 zuviel! Also bitte nochmals zum Mitschreiben: Wenn Sie - egal ob eigenverschuldet oder unverschuldet - Ihr Tier nicht mehr versorgen oder ihm nicht mehr die notwendige Zuwendung geben können, wollen oder dürfen, so geben Sie es bitte, bitte ins Tierheim. Hier besteht die größte Chance, daß Ihr Tier wieder ein gutes Zuhause bekommt.

Gerüchte, wonach schwer vermittelbare Hunde an Versuchslabors der Pharma- oder Kosmetikindustrie oder an Tierhändler verkauft werden würden, entbehren jeder Grundlage, sind eine absolute Frechheit und ein Schlag ins Gesicht für die aufopferungsvolle und nicht sehr gut bezahlte Arbeit der Tierpfleger. Wer so einen Schwachsinn in die Welt setzt, der müßte glatt gezwungen werden, 14 Tage mal hier sauber zu machen, aber ohne Schaufel - nur mit seinem Maul - und den Eimer kann er meinetwegen halten wie er will.

Und - weil wir schon bei diesen blöden Gerüchten sind... Die Tiere werden auch nicht eingeschläfert.

Einschläferungen erfolgen grundsätzlich nur durch einen unabhängigen Tierarzt und zwar ausschließlich nur dann, wenn das Tier unheilbar krank, oder alt und schwer krank ist, große Schmerzen hat und keine Aussicht auf Besserung besteht; also nur in den Fällen, wo auch Sie Ihr Tier einschläfern lassen würden, um ihm weiteres, unabwendbares Leid zu ersparen.

In ganz, ganz seltenen Fällen erfolgt eine Einschläferung durch den Tierarzt, wenn ein Tier derart aggressiv ist - und trotz aller möglichen und erdenklichen Versuche - diese Aggressivität nicht ansatzweise abgebaut werden konnte und der Hund eine potentielle Gefahr für die Öffentlichkeit darstellt.

Verlassen wir wieder diese traurige Kapitel menschlicher Dummheit...

Wenn Ihnen Ihr Hund einmal weggelaufen ist, sollten Sie immer auch im Tierheim nachfragen. Sonst wird er vielleicht nach 10 Tagen weiter vermittelt und Sie wissen gar nichts davon.

Fortsetzung folgt...
 
Teil 7 und Ende


Wenn Sie ein Tier finden, sollten Sie es auch hier abgeben. Es entstehen Ihnen keinerlei Kosten. Bitte! Nicht den Hund behalten, auch wenn er noch so goldig und lieb ist - sie stehlen ihm und seinem Herrchen einen Teil des Lebens und machen sich obendrein strafbar wegen Fundunterschlagung (die Sache mit der „Sache" Hund). Wenn sie ihn aber ins Tierheim bringen, können sie ihn für sich reservieren lassen. Meldet sich der Besitzer nicht, haben Sie ihn nach ca. 10 Tagen wieder. Das ist übrigens die einzige Möglichkeit, eine „Hundereservierung" zu machen. Sonst geht es grundsätzlich nach dem Motto: „Wer zuerst kommt - der bellt auch zuerst".

Unter Umständen ist es sogar möglich, Ihren Hund als Pensionsgast zu beherbergen und zwar dann, wenn einige Boxen nicht belegt sind. Also immer vorher anrufen. Ihrem „Zurückgelassenen" geht es in den 14 Tagen oder 3 Wochen, wo Sie in Mallorca, Costa Rica, Gibitzenhof, oder sonstwo sind, wirklich gut. Sie werden erstaunt sein, wie er seinem braunbegrannten Herrchen hinterher wieder folgt. Die Preise dafür sind günstig:

Sie betragen derzeit pro Tag für:

kleine Hunde DM 16.-‑

mittlere Hunde DM 18.-‑

große Hunde DM 20.-‑

Ach ja - Entschuldigung - hätte ich fast vergessen... Sie wollen sicherlich die derzeitigen Vermittlungsgebühren wissen. Wenn Sie einen Hund nehmen, so werden - egal ob Champignon, Weltmeister, spitzgedackelter Pudeldoggenterrier, Wolfshund oder Pekinese pauschal DM 200.-verrechnet. (Anm. die Preise sind heute in etwas gleich - nur in Euro)

Das heißt, daß Sie der Hund eigentlich gar nichts kostet, da er bereits vom Tierarzt geimpft, entwurmt und gründlich untersucht wurde. Das würden Sie sonst auch locker bezahlen, wenn der Hund anderweitig angeschafft worden wäre. Zucht-Papiere und Stammbäume werden grundsätzlich nicht ausgehändigt, selbst wenn sie vorhanden wären. Es geht sie nämlich überhaupt nichts an, wer der Vorbesitzer des Hundes war.

Eines sollte ich Ihnen vielleicht doch beichten - und ich mache das gleich: Ich habe ein wenig in diesem Bericht geflunkert und das will ich jetzt sofort zurecht bügeln. - Also ‑

Das mit der Olga stimmt nicht ganz... Um der Wahrheit die Ehre zu erweisen; sie arbeitet natürlich nicht im Tierheim, sondern hat jetzt wieder einen Mann, für den sie sorgen kann - den Erwin -, und der hat mit Hunden überhaupt nix am Hut. Die beiden haben sich einen Goldhamster zugelegt, der sich abends immer in der Hose vom Erwin verkriecht. Die Olga sucht halt so gern....

Das mit meiner Eimerhaltung war natürlich auch maßlos übertrieben. Freilich riechen Hundehaufen nicht nach 4711 oder Irish Moos, auch wenn der Hund aus Irland stammt. Sie brauchen aber keine Angst zu haben, daß Sie im Tierheim käsweiß werden würden. Der Hundegeruch ist nicht wahrzunehmen, da Sie mit den „Geruchsauslösern" nicht konfrontiert werden (da sind sie längst entsorgt, die lieben Häufchen) und alles „piko" vom „bello" ist pikobello.

So, das mußte auch noch raus... Und jetzt gehn's bittschön los - und holen sich einen Hund, aber pronto.

Aber bitte nur, wenn Sie die nachstehenden 8 Fragen alle mit einem wohlüberlegten - JA- beantworten können:

1.Ist der Vermieter einverstanden

2.Habe ich für das Tier genügend Zeit?

3.Ist die ganze Familie einverstanden und tierlieb?

4.Bin ich und die Familie bereit, ein krankes Tier zu pflegen, auch bei unangenehmen Nebenerscheinungen (Durchfall, Erbrechen usw.)

5.Bin ich finanziell in der Lage, für richtige Pflege, Ernährung, Impfung und Tierarztkosten aufzukommen?

6.Junge verspielte Tiere können auch mal Möbel und andere Gegenstände beschädigen. Kann ich darüber hinwegsehen?

7.Paßt das Tier in meine Urlaubspläne und ist für die Versorgung und Unterbringung gesorgt?

8.Kann ich für die Lebzeit eines jungen Tieres (10-15 Jahre) planen und bin ich bereit, diese lange Zeit mein Tier nicht im Stich zu lassen?

Soweit zum Nürnberger Tierheim, dem größten und modernsten in Nordbayern und der „Visitenkarte" unseres Tierschutzvereines, das weit über unsere Grenzen hinaus „Maßstäbe" in der Unterbringung gesetzt hat


Ich hoffe, dass Euch das Lesen etwas Spass gemacht hat


Ende

 
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