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Auswandern/Sozialpädagoge

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7. März 2017
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Hallo Ihr,

ich bin ganz neu bei euch und lese, ganz fleißig eure Beiträge...*super-spannend*

Wie viele von Euch, möchte ich in Portugal Fuß fassen. Dieses Land erfüllt mich mit innerer Ruhe und ich vermisse es jeden Tag..

Ich schreibe Euch somit an, um von Euren Erfahrungen/Tipps/Ratschläge zu hören.
Zu mir: ich bin 35 Jahre alt und habe zwei Kinder...meine Söhne sind 15 und 2..ich bin alleine mit ihnen.
Studiert habe ich "Soziale Arbeit" und habe somit einen Bachelorabschluss als Sozialpädagogin.
Ich spreche portugiesisch mais ou menos :) seit 4 Jahren besuche ich VHS-Sprachkurse..aber gut englisch.

Wie fängt man das auswandern an? ich möchte nicht, dass es "nur" ein traum bleibt...ich brauche den besagten Startpunkt...
was muss man als startkapital berechnen..wie ist die schulsituation für meinen großen Sohn..wie das mit dem Kleinen..

lieben gruß, rike
 
zunächst herzlich willkommen im Forum.

Ohne beruflichen Plan wird es (ohne genügend Eigenkapital) sehr schwer, Fuß zu fassen. Als Sozialpädagogin ohne gute portugiesisch Kenntnisse in diesem Berufszweig noch schwieriger. Der Sohn mit 15 hat dann keine Probleme bzw. verliert vielleicht nur 1 Jahr, wenn er gut portugiesisch spricht bzw. wenn finanziell die Möglichkeit des Besuches einer internationalen Schule besteht (ca. 800 € pro Monat). Für den 2jährigen sehe ich da keine Probleme, der lernt das locker im Kindergarten und in der Schule.

Auswandern fängt man am Besten damit an, dass man auf seine Kinder hört und eine Rückreise fest mit einplant.

Ich würde - ehrlich gesagt - meinen Kindern in Deutschland eine gute Schul- und Berufsausbildung ermöglichen, in der Zwischenzeit immer ein oder 2 x im Jahr Urlaub in Portugal machen und erst danach "auswandern" - was ja eher ein "Umziehen" ist innerhalb Europas.

Wenn Kapital vorhanden ist, so kann der große auf eine internationale Schule, der Kleine später auch - und Mama kann sich ein schönes Leben in der Sonne machen. Muß sie für den Lebensunterhalt sorgen, wird es hier wesentlich schwieriger sein als in Deutschland und wenn der große in eine normale Schule mit schlechten portugiesisch Kenntnissen gehen soll, dann hat er es verdammt schwer. Da ist es wirklich abzuraten, seinen eigenen Traum zu verwirklichen, weil das auf Kosten der Kinder geht.
 
hallo wolfgang,
danke für deine antwort :)

ich habe ja nun nicht vor, in den nächsten monaten zu gehen :) es bedarf bestimmt 2-3 weitere jahre bis dahin.
mein großer Sohn möchte nicht mit..demnach würde er in eine WG ziehen oder schon so alt sein, dass er sowieso auszieht :)
demnach würden ich und mein kleiner sohn gehen...ürbigens ein kleiner halbportugiese :D
ich finde es schade, immer wieder zu hören, dass es ein traum bleiben soll..ihr alle habt oder hattet es vor und dieses ziel verfolge ich ebenso..
wieviel startkapital wäre sinnvoll? auch da habe ich schon so einiges zusammen gescheffelt...
in den nächsten jahren werde ich natürlich weiter portugiesisch lernen...das fundament dafür ist ja schon gelegt..4 jahre lerne ich es..fliege dreimal im jahr nach portugal um dort portugiesisch zu reden...

es ist mein traum..dieser soll nicht unerfüllt bleiben!

danke und liebe grüße

rike
 
Es kann und soll natürlich jeder das machen, was er will. Nur ist der Traum vom Leben im Süden schnell aus geträumt, wenn keine ausreichenden finanziellen Mittel zur Verfügung stehen.Ich habe 95% aller Träumer scheitern sehen.
 
ja dann.....
Es gibt in Portugal ein geflügeltes Wort: "Wie mache ich in Portugal ein kleines Vermögen?" Indem ich ein großes Vermögen mitbringe
 
Ich denke, Rike bringt einiges mit und träumt nicht nur blauäugig ihren Traum. Sie plant im Voraus, kennt Portugal aus vielen Urlauben und lernt seit Jahren die Sprache und ach ja, sie spart auch Geld für ihren Traum. Weshalb sie desillusionieren? Sie sieht mir nicht unbedingt nach einer Träumerin aus. Sie schreibt, dass sie Geldrücklagen hat, das ist gut - sie muss ja nicht mitteilen wieviel. Das ist ihre ganz private Angelegenheit. Also gilt es doch eher, ihr zu helfen, ihr vielleicht Möglichkeiten und Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt etc. mitzuteilen. Manches Mal habe ich den Eindruck, dass einige die Wahrheit gepachtet haben und vielleicht aus eigenem Frust anderen nicht zutrauen, diesen Schritt in eine neue Welt zu tun.

Rike, am besten stellst du konkrete Fragen, das ist immer gut und bringt meist auch konkrete Antworten.
 
Manches Mal habe ich den Eindruck, dass einige die Wahrheit gepachtet haben und vielleicht aus eigenem Frust anderen nicht zutrauen, diesen Schritt in eine neue Welt zu tun

War klar, dass da sowas kommt. Aber ich kann sehr beruhigen: Mein Frust in Portugal hält sich da ja eher in Grenzen. Ich kann hier nämlich aus eigener Kraft sehr gut leben. Was machst Du denn hier Hesi? Wie gut kennst Du eigentlich Portugal?

Doch zurück zum Thema:
Selbstverständlich kann und soll jeder machen, was er für richtig hält. Dann braucht er aber nicht zu fragen, weil die sogenannte "Wahrheit" wird sowieso nicht geglaubt. Da gibt es schon einige Diskussionen darüber im Forum - Suchbegriff "Auswandern".

Über 90 % der Auswanderer scheitern. Das sind Fakten. Da kann ich jetzt natürlich sagen; toll 5% - 10% schaffen es - oder ich kann auch sagen über 90% haben alles verloren und der Traum ist aus geträumt. Es wirft dafür das eigene Leben um Jahre zurück nur für die Feststellung, man hat es ja wenigstens versucht. Solange man alleine ist, kann man das locker riskieren. Sind aber Kinder da, so sieht die Sache doch ganz anders aus, oder nicht? Das ist meine klare Meinung dazu. Ich habe leider schon zu viel scheitern sehen

Meine Frage: Was macht eine deutsche Sozialpädagogin in Portugal? Job auf diesem Gebiet? Wohl eher nicht. Wie sind die eigenen Zukunftspläne? Welchen Beruf möchte man in Portugal ausüben. Bestehen dazu überhaupt Chancen?

Ich möchte lediglich zum Hinterfragen anregen, zum kritischen Überprüfen, ob das letztlich nicht nur ein Traum bleiben wird - und was im "worst case" passieren würde. Gibt es dann eine "Hintertür"? Was verliert man, wenn es schief geht und wäre es das wert? Was ist, wenn der Sohnemann mit seinen dann 18 Jahren doch nicht so funktioniert, wie er es hätte sollen? Was, wenn er in falsche Kreise kommt? Mit 15 kann das doch nicht abgeschätzt werden, wie sich der junge Mann nach der Pubertät entwickelt, oder? Das sind doch Gedanken, die vor einem Umzug nach Portugal schon irgendwie berücksichtigt werden müssen (und - das unterstelle ich - auch werden).

Ich habe sehr viel Lehrgeld anfangs bezahlen müssen. Warum? Weil ich viel zu blauäugig und ungläubig war. Da möchte ich heute zumindest ein kleiner Beitrag dazu sein, das abzumildern, verhindern wird man das leider nicht können - wegen der besagten Ungläubigkeit.

Die überall vorhandenen Klugscheißer, die seit über 20 Jahren immer zur selben Zeit am selben Ort Urlaub machen, sind da wohl eher hinderlich, weil die wissen nicht nur alles, die wissen sogar alles besser und haben doch letztendlich überhaupt keine Ahnung, was wirklich abläuft. Das ist in allen Urlaubsregionen auf der Welt so. Da ist Portugal keine Ausnahme. Und von diesen Typen meint grundsätzlich jeder, er hat die einzige Weisheit und das Allwissen aufgrund seiner Jahre langen "Erfahrungen" aus seinen vielen Urlauben.

Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man den Status des gewinnbringenden Touristen hat, oder den des hier Lebenden, der sich eine eigene Existenz aufbauen möchte und dadurch in den Augen der Portugiesen irgendwie ja Anderen die Arbeit wegnimmt.

Was ist ausreichend Startkapital? Ausreichend heißt für mich; für mindestens 2 Jahre leben können um in dieser Zeit Arbeit zu finden bzw. sich um Selbständigkeit kümmern (Lizenzen usw.), von der man dann künftig leben kann (sofern notwendig). Nur Kapital allein reicht aber auch nicht immer, weil das ist schneller alle als man glauben mag und: Wer reich ist und gesund, dem gefällt es überall auf der Welt. der schränkt sich nicht auf deutschland oder Portugal ein.

Man benötigt also konkrete Ideen, da muss schon weit vor der Auswanderung vor Ort abgeklärt worden sein, ob die Chance besteht, von der Idee und deren Umsetzung (ist das überhaupt möglich?) existieren zu können. Sich nur nicht auf die sogenannten "Neuen Freunde" verlassen? Die wollen nur ihr Geld und manche leben von diesen sogenannten guten "Ratschlägen" (Lehrgeld). Normalerweise weiß jeder etwas anderes, jeder weiß es aber immer besser als der andere, ehrlich, ist so...

Einfach mal hier runter und mal schauen, ob sich was ergibt, das geht schief. Ich will nicht die Leistung der Sprachkurse an den Volkshochschulen schmälern, aber wird dort nicht vorwiegend brasilianisch gesprochen weil der Bedarf viel größer ist? Weiter: Die Algarvios haben ihre eigenen Dialekte, die selbst der Portugiese aus dem Norden nicht versteht, ähnlich wie bayrisch und hochdeutsch. Man lernt die Sprache erst, indem man sie erlebt.

Ich empfehle deshalb sehr, unser Forum zum Thema "Auswandern" zu durchstöbern. Da ist schon vieles gut und auch sehr ausführlich beantwortet. Konkrete Antworten ohne konkrete Situationen sind natürlich nicht möglich und auch öffentlich nicht ratsam. Auswandern ist ein individueller Vorgang und als solcher immer selbst zu erleben. Ein Paraderezept gibt es nicht - nur Miesmacher und grenzenlose Optimisten.
 
Hallo rike,

nicht böse sein, aber wir müssen Wolfgang Recht geben. Sowas muss gut überlegt sein. Vor allem:

Ich will nicht die Leistung der Sprachkurse an den Volkshochschulen schmälern, aber wird dort nicht vorwiegend brasilianisch gesprochen weil der Bedarf viel größer ist? Weiter: Die Algarvios haben ihre eigenen Dialekte, die selbst der Portugiese aus dem Norden nicht versteht, ähnlich wie bayrisch und hochdeutsch. Man lernt die Sprache erst, indem man sie erlebt.

Mein Mann hat zuletzt an der Algarve gelebt. Er war an der Algarve aufgewachsen, er kommt aber aus dem Norden. Nun lebt er mit mir in Deutschland, weil er in Portugal keine Perspektiven mehr hat.

Ich habe auch an Volkshochschulen oft die Erfahrung gemacht, dass sehr viel brasilianisches Portugiesisch unterrichtet wird. Dann bist du, aus meiner Sicht und wenn das der Fall ist, in einem falschen Kurs gelandet. Ich bin sehr glücklich, dass ich in meiner Heimat einen Kurs für europäisches Portugiesisch gefunden habe. Mein Dozent kommt aus Portugal (Figueira da Foz) und mein Mann spricht auch mit mir europäisches Portugiesisch. Nur so ist man besser vor "Sprachbarrieren" gewappnet.
 
Unser Mitglied @Stefienchen ist z. B. Dipl. Sozialpädagogin und es wäre vielleicht eine gute Option, sie mit einer Unterhaltung direkt anzusprechen. Sie lebt meines Wissen seit einigen Jahren hier und kann evtl. helfen und nichtöffentlich (gerne auch öffentlich) zu den Berufsaussichten aus dem Nähkästchen plaudern.

Zu dem allseits aktuellen "ich will Auswandern - Fragen und Tipps" möchte ich ein persönliches Statement abgeben, als normaler User, nicht als Betreiber dieses Forums, also meine rein persönliche Meinung:

Es hilft Ihnen leider nicht, wenn Ihnen nach dem Mund geredet wird. Das macht zwar spontan sympathisch, da eine Wellenlänge. Eigentlich ist das sogar unfair. Auch wenig Konstruktives erfahren Sie, wenn ohne ausreichend vorhandene praktische Erfahrung die persönliche Meinung kundgetan wird. Das ist sicher schön und auch der Sinn eines Forums, Meinungen auszutauschen, nur wenn dann der direkte Bezug zu Portugal und dem System fehlt oder einseitig und lückenhaft ist, dann sind das zwangsläufig (ungewollte) Fehleinschätzungen, die Ihre Kernfragen u. U. in ein ungewollt falsches, weil zu positives Bild rücken. Eine Frage der Gewichtung. Es ist KEIN persönliches "Niedermachen" des Fragenden, sondern ein Ausloten konkreter Details zu den vorhandenen Gegebenheiten; ob diese dann in die vorhandenen eigenen Vorstellungen passen oder nicht, sollte sachlich keinen Unterschied machen (wenn man nicht alles sofort persönlich nimmt, was ich von einer diplomierten Sozialpädagogin eigentlich vorausgesetzt habe).

Ich gebe Ihnen hier lediglich meine Erfahrungswerte weiter, die mich nach jahrzehntelangem Aufenthalt an der Front in Portugal geprägt haben. Als ständiges Mitglied im Gemeinderat des Landkreises komme ich zudem an viele "Interna", also Hintergrundinformationen, die dem "normalen" Residenten oder Urlauber verborgen bleiben. Ob man meine Ratschläge jetzt nutzen will oder nicht, ist im persönlichen Ermessen. Ich weiß nur, dass es ungleich schwieriger ist, in Portugal Fuß zu fassen und deshalb scheitert das meistens, oft auch unverschuldet. Der Hauptgrund ist zu großer Optimismus und eine "falsche" Vorbereitung bzw. Meinung über das Land und das Leben. Gute "Kopf Hoch wird schon klappen" Ratschläge sind gut gemeint, spiegeln aber nur die gebildete Meinung der eigenen, persönlich erlebten Situation wieder und sind deshalb oftmals nicht zu transponieren. Da will ich mich auch nicht ausschließen.

Ich möchte das von mir Behauptete aber gerne erläutern:

Ein guter Bekannter von mir war bei einer großen deutschen Firma als Geschäftsführer für Portugal angestellt. Er hat hier 15 Jahre lang bis zur Pensionierung super gut verdient, mit Dienstwohnung, Dienstwagen (BMW) und und und. Klar, dass der sich hier leicht getan hat und heute immer noch Vieles viel positiver sieht. Er hat ja nie um die eigene Existenz kämpfen müssen und bei den Portugiesen war er als "Wohlhabender" und Chef von 40 Mitarbeitern natürlich in deren beruflichen und privaten Umfeld integriert, wurde deshalb leider auch oft finanziell ausgenutzt (unbemerkt). So richtig integriert war er aber nie - er hat es nur nicht gemerkt. Die von ihm wahrgenommene freundliche und hilfsbereite portugiesische Mentalität wäre rasch umgeschlagen, wenn ihm das Geld ausgegangen wäre. Eine der Hauptpfeiler des Lebens in Portugal ist die Großfamilie. Fehlt diese, ist man auf sich allein gestellt und geht unter, es sei denn, man kann das mit Geld kompensieren und sich "Dienstleistungen" erkaufen. Fehlt das Geld, dann gibt es auch keine Hilfe, da nicht zur eigenen Familie gehörend, weil dann muss man. So einfach ist das hier.

Heute lebt er mit schöner Betriebsrente wieder in Deutschland und schwärmt und trauert seiner tollen Zeit in Portugal nach, kommt so oft wie möglich auf Urlaub und redet nur in der Vergangenheit. Würde ich sicher auch, wenn ich Jahrelang das 10- 50 fache eines normalen Angestellten verdient hätte in einem Land, was bettelarm war. Besonders zu Zeiten des Escudo. Das ist aber kein Maßstab für den "Normalfall" und seine Meinung würde Ihnen mit Sicherheit nicht viel weiter helfen, weil er immer im "gemachten Nest" war.

Zur deutschen Sozialpädagogik in der Algarve:
Vorausschicken möchte ich, dass dieser Beruf ehrenwert ist und ich möchte ihn durch die folgende Schilderung nicht in Misskredit bringen. Leider wurde er an der Algarve durch viele Negativbeispiele doch bei der Allgemeinheit sehr stark in den Schmutz gezogen. In den Jahren von ca. 2000 bis ca. 2010 wurden einige Projekte ins Leben gerufen, geleitet und betreut von Sozialpädagogen mit Problemjugendlichen aus Deutschland. Danach wurden schwer erziehbare Jugendliche in deutschsprachige "Gastfamilien" gebracht - mitten in die Pampa, begleitet und betreut von Sozialpädagogen (wöchentlich mal ein Besuch - oder auch monatlich einer).

Ich habe einige dieser "Gasteltern" persönlich kennengelernt. Was ich gesehen habe waren Leute, die sich auf Kosten des deutschen Staates einen schlauen Lenz gemacht haben und weder berufliche noch menschliche Qualifikation hatten, schwer erziehbare Jugendliche zu leiten bzw. denen eine Vorbildfunktion zu geben. Noch nie in ihrem Leben selber gearbeitet oder in Deutschland sang- und klanglos gescheitert, weil entsprechende Qualifikationen oder Fleiß gefehlt hat. Also überwiegend waren das verkrachte Existenzen, die einen oder noch besser 2 oder 3 dieser Jugendlichen aufgenommen und dafür richtig kräftig Geld kassiert haben (2000 - 2500 € je Kind). Der betreuende Sozialpädagoge hat auch noch richtig abgegriffen. Hat doch der deutsche Staat für einen Jugendlichen monatlich um die 6000 € - 7000 € bezahlt. Es sind - wegen des großen Missbrauches - die meisten Projekte auch nicht mehr weiter finanziert worden und es war leider schon so spät genug, bis die deutschen Jugendämter endlich reagierten.

Ich weiß nicht, ob und wie viele dieser Einrichtungen noch existieren, wenn, dann werden diese jetzt mit Sicherheit besser überwacht als damals in der Blüte dieser "Erlebnispädagogie". Man hört jetzt seit gut 5 Jahren nichts mehr Negatives. Drogenhandel, Diebstähle, Jugendprostitution und Brandstiftung / grober Vandalismus waren damals leider an der Tagesordnung und laut GNR auf diesen Kreis der Jugendlichen nachweisbar. Auch in Gesprächen mit den Jugendlichen selbst war mir schnell klar; die lernten, was sie in Deutschland dem Betreuer im Jugendamt antworten mussten und hatten ansonsten eher eine Belohnung für ihren bisherigen Lebensweg mit Sonne und Strand und das auch so empfunden.

Ich möchte nicht eine ganze Berufsgruppe wegen ein paar schwarzer Schafe in Misskredit bringen, aber wer das damals erlebt hat, der konnte nur ungläubig mit dem Kopf schütteln. Um das etwas zu relativieren: Nicht alle Gastfamilien waren ungeeignet. Auch war es in Ausnahmefällen sogar umgekehrt, dass sich die Jugendlichen sehr wohl gefühlt haben und entsprechende Fortschritte an den Tag legten. Sie wurden dann letztlich dafür bestraft, weil sie durch diese Fortschritte früher nach Deutschland zurück mussten, obwohl sie hier auch aufgrund ihrer Leistungen locker Arbeit gefunden hätten. Vielleicht gibt es noch ein paar Projekte hier, die seriös arbeiten. Das kann bei den deutschen Jugendämtern geklärt werden.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls, dass Sie die richtigen Schlüsse ziehen
 
Hallo Rike, ich wollte Dir auch etwas verspätet noch ein paar Tips in Bezug auf meine jetzigen Erfahrungen in Portugal geben. Als selbstständige Designerin bin nun quasi 2 Jahre in Lissabon. Das war von meiner Seite aus nicht richtig geplant- wollte eigentlich nur eine Freundin besuchen;-) aber nun ja habe dann immer einen Monat verlängert... und schliesslich meinen jetzigen Lebenspartner kennengelernt. Es ist wirklich so wie Wolfgang es beschrieben hat. Da Dein Sohn Halbportugiese ist, kann ich gut verstehen, daß es Dich irgendwie hier her zieht. Jedoch gerade in den letzten 2 Jahren haben sich z.B. in Lissabon die Mieten quasi verdoppelt und sind schon längst auf deutschem Preisniveau. Die Gehälter hingegen sind gleicht niedrig unverändert geblieben. Hier gibt es viele "normale" Bürger, die für den Mindeststundenlohn von 3,36 € arbeiten - jedoch eine 60 m2 Wohnung kostet mittlerweile mindestens 700-800 €/ Monat. Unter diesen Umständen konnte ich nur so "lala" über die Runden kommen, da ich mit meinem Lebenspartner unter einem noch sehr alten Mietvertrag wohne, ich Erspartes im Rücken habe und ziemlich bescheiden lebe. Seitdem ich in Lissabon bin habe ich mich in einem neuem Berufszweig "eingelernt"- als veganer Koch - aber das stand schon fest bevor ich hierher kam, daß dies mein nächstes Ziel sein wird. Ohne meine parallelen Aufträge aus dem Ausland wäre es finanziell aber gar nicht gegangen. Ich würde Dir deshalb unbedingt raten Deine Beziehungen im Ausland weiter zu pflegen oder erst nach Portugal zu ziehen, wenn Du ein sicheres Jobangebot bzw. Tätigkeitsfeld gefunden hast. Dem Zufall kann man meiner Meinung nach hier nichts überlassen. Es gibt noch einen sehr wichtigen Punkt zu erwähnen: Die portugiesische Mentalität im Berufsfeld hat überhaupt nichts mit der deutschen Art zu tun - zum großem Nachteil: es fehlt eindeutig die Zuverlässigkeit und Dynamik! Und: JA heisst nicht JA, VIELLEICHT heisst NEIN. Wenn Du hier etwas aufbauen willst, musst Du es alleine schaffen...auf Andere ist nicht viel Verlass und oft eine Zeitverschwendung. Glaube mir - ich bin viel in der Welt rumgekommen und dachte mir 100% Integration ist oberstes Gebot - aber beruflich ist es vielleicht doch besser mit "Expats" zu kollaborieren. Diesen Schluss habe ich gezogen - auch in Bezug auf mein nächstes Ziel - eine kleine vegane Kantine zu gründen. Lange habe ich versucht nach portugiesischen Partnern Ausschau zu halten - mittlerweile denke ich, daß es besser ist, mein Projekt "alleine" durchzuziehen. Das fordert viel Kraft- erst recht als Frau in den Mittvierzigern! Wir leben hier in einer Gesellschaft, die, wie Wolfgang schon angedeutet hat, sehr auf die traditionelle Grossfamilie, mit traditionellen Rollenverteilungen, geeicht ist...und als modern kann man dies nicht gerade bezeichnen. Da brauchst Du eine Art Community um Rückhalt zu bekommen, sonst kann man sich schnell alleine fühlen, oder Du ziehst am Besten mit einem Lebenspartner hier her. Voilà Voilà dies zum Finanziellen- der Rest wird natürlich von Jedem individuell verschieden wahrgenommen und das Licht "Luz" und viele andere Dinge Portugals sind einfach großartig....jedoch Freundschaften brauchen überall Zeit um zu reifen. ;-) Viel Glück !
 
Hallo Rike, ich hatte mal Kontakt zu einem Büro in Bonn/Köln (Erziehungshilfen Bonn-ProPrognos e.V. Dr. Seeger), die hatten einen Stützpunkt in Portimao und über die konnte man gefährdete, deutsche Jugendliche erhalten und in Portugal betreuen und begleiten. Wir selbst arbeiten in D mit schwerst traumatisierten Kindern und Jugendlichen und hatten uns überlegt, ob wir das in Portugal in 4 Jahren (in meiner Rente) weiter tun möchten. Wir persönlich haben uns dagegen entschieden, nicht wegen der Jugendlichen sondern ganz privat. Wir möchten nicht mehr arbeiten. LG TS
 
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