Hallo, Forianer, die Beiträge von Somkiat und Sobreiro haben mich nochmal angespornt, meine Tastatur zu malträtieren.
Ende der 60-er Jahre wurden Verbände der Luftwaffe wechselweise nach Beja verlegt, um dort als übende Truppe ihre Fähigkeiten zu verbessern.
Wegen dem großen Unterhaltungswert von Beja an Wochenenden wurden Fahrzeuge der BW als Betreuungsmaßnahme zur Verfügung gestellt, die zu verschiedenen Zielen in Portugal fuhren. So kamen die von Somkiat erwähnten Busse auch nach Lagos. Wir, als Stammpersonal, hatten ja unsere Fahrzeuge aus Deutschland mitgebracht und waren an der " TA "-Nummer leicht zu erkennen.
Auch für uns gab es nur eine Alternative zum heißen, trockenem Alentejo, die Küste !!!
Da ich die ganze Woche mit der von Benjamin erwähnten wichtigen Person zusammenarbeiten mußte, während sich P. im Materiallager und der Zahntechniker in seinem Labor verkrochen, hatte ich keine Lust, auch noch am Wochenende am Strand auf ihn zu treffen.
Aber es gab einen Weg, abgeklärte Ehepaare und junge Familien mit Kindern fuhren, der Ruhe und dem schönen, flachen Strand wegen, nach Monte Gordo. Die wilde Jugend fuhr nach LAGOS !!!
Man fuhr über Aljustrel und Odemira, da es weder Schnellstraße noch Autobahn gab.
Wenn man hinter Odemira aus dem Tal kam, konnte man schon das Meer riechen und die Luft war schwanger von Kräutergerüchen, es kam sofort Urlaubsfeeling auf.
Kurz vor Lagos gab es dann am Straßenrand ein " Hotelrestaurant ", hier haben wir dann meist das erste Cerveja Sagres getrunken, aber nicht nur das. Die Wirtin hatte immer Caracois als Imbiss vorrätig, ich habe später keine so guten Caracois mehr gegessen, entweder lag es an den würzigen Kräutern oder die Wirtin hatte ein Geheimrezept.
Lagos war in diesen Jahren ein verträumter Fischerort, es gab in Maßen Touristen, die "Letzte Bratwurst vor Amerika " stand noch im Stall oder war noch gar nicht geboren. Außerdem gab es nur einen Aussichtpunkt am Cabo Sao Vincente und der Eintritt in die Navigationsschule von Heinrich dem Seefahrer war noch frei. Der Fischereihafen lag gegenüber der alten Markthalle und da herum gab es urige Fischerkneipen, hier habe ich auch meine erste Bekanntschaft mit Herrn " Medronho " aus der 5-Liter Korbflasche gemacht, ein Erlebnis, diese Fruchtigkeit und der Geschmack. Leider ist es mit aufkommendem Tourismus üblich geworden, den Medronho gekühlt zu servieren.
Unser Lager aus Zelten haben wir den ganzen Sommer auf dem Parque de Campismo Municipal, zugleich auch Fußballplatz, aufgeschlagen. Chef war dort Henrique Cabrito, der Meister der Sardinhas asada. Sein Adlatus war ein uralter Portugiese, der auch nachts den Portier darstellte. Er verschloss das Tor zum Campingplatz mit einer Kette, lies aber soviel Platz, das man zwischen den beiden Torflügeln durchschlüpfen konnte. Dann legte er sich auf seine Campingliege vor das Tor und begutachtete jeden heimkommenden Nachtschwärmer. Er war aber gegen einen 10 Escudoschein oder eine Flasche Vinho nicht immun, und so konnte schon mal statt einer eine zweite Person durch die Lücke schlüpfen.
In Lagos waren die Bejaner als " Mal Rapazes de Beja " bekannt, aber da immer viel Geld im Ort blieb, nahmen die Betroffenen gelassen hin.
Im Hotel Meia Praia gab es den " Pop Clube de Maia Praia ", da kostete schon damals ein Drink soviel, wie in Beja eine Feldarbeiterin als Tageslohn erhielt, außerdem war ein Minimumverzehr beim Eintritt fällig. Das war aber beabsichtigt, da die portugiesische Jugend sich gern bei einer Bica und einem Glas Wasser vier, fünf Stunden mit moderner Musik berieseln lies und auch gern mal tanzte.
Überhaupt, die pubertierend männliche port. Jugend ! Wenn man mit einer Urlaubsbekanntschaft nachts den Sonnenuntergang oberhalb der " Ponte Piedade " erleben wollte, konnte man sicher sein, nach fünf Minuten hatte man Zuschauer.
Wenn mal ein ruhiger Tag war hat sich die ganze Bagage im der Englisch -Bar getroffen und den Abend dort verbracht.
Vorher aber wurde noch die köstliche port. Küche probiert, mein Lieblingsrestaurant war das GILBERTO direkt neben der Markthalle. Der Wirt machte vorzügliche Linguado delicioso oder auch Cabrito en molhe de Tomatos.
Das Restaurant gibt es noch heute, aber Bekannte, denen ich es empfohlen hatte, erzählten mir, das es sowohl qualitativ als auch quantitativ arg nachgelassen hatte.
So, für heute nur noch eins : Ich habe die Zeit in Portugal aus vollem Herzen genossen. Meine Frau und ich wollten nach meiner Pensionierung nach Lissabon oder Lagos ziehen, aber das Schicksal war anderer Meinung. So sind wir jetzt in Köln verwurzelt und auch zufrieden. Wir waren schon oft, auch mit dem Wohnwagen, in Portugal und das reicht auch.Wenn diese Zeilen noch andere Bejaner oder Lissaboner erreichen, fände ich es " muito picante ", wenn diese sich u. U. auch mal äußern - noch viel Grüße an alle Forianer - Doc .