1. Mai in Portugal: Gelber Ginster gegen alles Böse

[RalfYLena]

Der Mai ist gekommen.

​

Tanz in den Mai, Maisingen, Maibaum, Maibowle, Maiglöckchen......
Gottes Werk entfaltet seine ganze Pracht.
Im 13. Jahrhundert entdecken die Menschen wie schön es ist, Mensch zu sein und freuen sich und tanzen !

Alle Menschen ?
Nein, den Portugiesen bleibt die Lebensfreude verboten :

Königlicher Erlass von
[DLMURL="http://www.briefeankonrad.com/2012/04/wer-in-tomar-zum-2-mal-heiraten-wollte.html"] König João I.[/DLMURL]
(1357 - 1437)




Lissabon am 14.8. 1402


an Richter und Amtsleute:


"que impusessem as maiores penalidades a quem cantasse Maias
ou Janeiras e outras coisas contra a lei de Deus..."


dass sie verhängen sollen die höchsten Strafen dem der die Mailieder singt
oder die Januarlieder oder andere Dinge gegen das Gesetz Gottes...​

Nirgends sonst ist die Kirche derart beherrschend wie in Portugal !

Portugal, Lusitanien, war eine römische Provinz.
Selbstverständlich hatte das Volk der Mutter Erde Maia einst Dankbarkeit gezollt, hatte ihren Sohn Hermes/Jupiter als Schöpfer des Handels verehrt.

Aber anders als selbst beim spanischen streng katholischen Nachbarn, ist in Portugal inzwischen alles Gedenken an alte Gottheiten sogar in den Namen der Wochentage erfolgreich abgeschafft.
Montag heisst hier in Portugal "zweite Messe" (segunda feira) und die restlichen Tage entsprechend....punctum.

Ersatzweise lehrt man das Volk das Fürchten vor Schreckgespenster, bösen Blicken, viel unsagbar schrecklich Unheil, das von draussen kommt....

Am 30. April nachmittags sieht man sie, die Portugiesen in Nordportugal, alljährlich auf ihrem Weg nach Hause schreiten,

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auf den Schultern die grossen Bündel gelben Ginsters, den man in Gestrüppfeldern abgeschnitten hat, für sich, fuer seine Familie, Nachbarn und Freunde.....

Besenginster
cytisus scoparius
Broom

port.: Giesta​

Besenginster ist ein giftiges Hausmittel gegen Warzenviren.
Vielleicht sollte der Brauch zu einer Verringerung von Ginstersträuchern an Feldrändern und Stallungen führen ?
Das wäre dann sogar vernünftig.
Oder die Besenbinder sollten an billig Rohmaterial gelangen.
Das wäre dann sogar löblich.

Einschub:


bouças
Gestrüppfelder
sind eine Besonderheit in Portugal

​

Das Fehlen einer Landwirtschaft mit Getreideanbau -wegen des kargen, granitsteinigen Bodens- hat für die Stallhaltung von Vieh das Fehlen von Stroh zur Folge:
eine Kuh will zum Widerkäuen bequem liegen!

am liebsten auf cowmats!
[DLMURL="http://www.gea-farmtechnologies.com/hq/en/bu/farm-equipment/barn_equipment/Cow_Comfort/freestalls/Beds/cowmats/default.aspx"]Komfort für Kühe[/DLMURL]​

Da in Portugal das Gestrüpp nicht durch Schnee und Eis zersetzt wird und kompostiert , sondern riesige trockene Gestrüppstraeucher bildet, hat man früher dieses Gestrüpp in der Kuhhaltung als Bodenbelag/Strohersatz eingesetzt.....
heutzutage entstehen dort in diesen zu wahren Urwäldern jahrealten Gestruepps aufgetürmt, durch Leichtsinn oder Wassertropfen und Sonnenstrahlen, jedenfalls durch die masslose Ignoranz der Portugiesen selbst, die alljährlichen Grossfeuer und Waldbrände Portugals....

Einschub Ende -






​

Kleine Straeusschen oder bloss Ästchen legt/hängt/klemmt der seit Urzeiten verschreckte Portugiese auf

Fenstersims,Türen
Kühlergrill des Autos





Fenster, allerorten, wo das Übel sich einschleichen könnte...

Im Mai nennt man die Giesta:
Maias

Quelle:​

Dias com Arvores ​

Obrigado Mnuela D.L. Ramos, Danke​

Was uns wie ein unschuldiger Brauch von Aberglaube und Einfalt daherkommt, entpuppt sich leider bei näherem Hinsehen, als eine (weitere) perfide Stimmungsmache katholischer Erziehung und Menschenfuehrung gegen Juden und Vernunft !

Erinnern wir uns:
Jesus ist soeben geboren und der Grosse Herodes hört es gar nicht gern, was ihm da seine hauptberuflichen Sterndeuter da mitteilen.
Sofort befiehlt Herodes, sämtliche Neugeborene zu töten.

Und wo der Säugling Jesus zu Hause ist, soll am nächsten Morgen den Soldaten ein Ginsterzweig verraten, den jemand nachts verräterisch und heimlich angebracht hat.

Beim Morgengrauen kommen die Häscher und finden die richtige Türe dennoch nicht:
Sämtliche Tore, Türen und Fenster sind mit Ginster behangen...

Einschub:
Herodes (73v - 4v) war zu diesem Zeitpunkt schon selber 4 Jahre tot !
Einschub Ende-

Der Literat und Ethnologe





José Leite de Vasconcelos
(1858- 1941)
versucht, uns diese Tradition in Portugal tatsaechlich folgendermassen erklaeren:​

a) Quando a Virgem foi para o Egipto deixou pelo caminho muitos ramos de giesta para não se enganar na volta;b) Quando Jesus Cristo nasceu, os judeus procuraram-no para o matarem, e, como soubessem que ele estava numa casa, colocaram-lhe à porta um ramo de giesta, afim de no dia seguinte o prenderem. Nesse dia, porém, todas as casas da povoação apareceram marcadas, e os judeus não puderam dar com ele.​

a) als die Jungfrau nach Aegypten ging, liess sie auf dem Weg viele Ginster Aeste zurueck, um sich auf dem Rueckweg nicht zu verirren.
b) Als Jesus geboren wurde, suchten die Juden ihn und wollten ihn toeten und, als sie erfuhren, er befaende sich in einem Haus, haben sie ihm an die Tuer einen Ginster Ast gesteckt, mit der Absicht ihn bei Tagesanbruch zu verhaften. An jenem Tage aber zeigten sich alle Haeuser der Bevoelkerung markiert und die Juden konnten ihn nicht finden.​

Obrigado -mais uma vez- Manuela !
Da sehen wir also, was Portugiesen von Klein auf im Sonntagsunterricht eingebildet bekommen.

Und vor solchen Judenhäschern muss man sich schützen, indem man am 1. Mai für ein Jahr lang seine Habe, seine Kinder und sein Leben tarnt.​

Willkommen sind mir die verbotenen inoffiziellen Mai Braeuche, die wirklich vom Volk ausgehen, spöttisch, schelmenhaft und geistreich:

In Nordportugal , wo man trotz aller Verbotsversuche des Königs und der Kirche, sowieso immer gern gegen die Staatsorgane und Maechtigen lueckte, laed man Freunde zum Kastanienessen ein !

Esel haben die störrische Angewohnheit, auf Vorräte zu steigen und sie zu zerstören. Auch beissen sie gern das Rindvieh !

Am 1. Mai zieht der Teufel um !
Carrapato !
Dieser Unhold, dessen wahren Namen niemand nennen darf !
Schnell noch ein paar Kastanien gegessen !
Sonst reitet gleich ein Esel auf Dir !​

Weltlachtag Tag der Arbeit
1. Sonntag im Wonnemonat Mai​

Lachen aus Freude, Freude aus einem glücklichen Herzen, Ausdruck eines freies Herzens -dank einer mühseligen aber erfolgreich durchlaufenen ethischen Erziehung- im Sinne von Aristoteles.... wie sehr ich dieses Lachen jenem schreckhaften Seelen wünschte, denen die Kirche soviel an Schrecklichem glaubhaft eingeredet hat und woran sie nun misstrauisch geworden auch mittlerweile felsenfest selber glauben.

Witzchen machen, wenns die Herrschaft nicht hört.....

Quem Canta Seus Males Espanta
wer singt, seine Widrigkeiten weckt

(alte portugiesische Redensart)​

Weltlachtag ?
Ich höre nur Gelächter !


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Quellen:

Dieser Link ist leider nicht mehr erreichbar


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[DLMURL="http://www.briefeankonrad.com/2013/04/der-1-mai-in-portugal-gelber-ginster.html"]zum Originalartikel...[/DLMURL]